Kampfpanzertechnik und Entwicklung - Basiswissen

  • Hallo zusammen,


    ich packe es mal in diesen Bereich des Forums, denn ich wüsste nicht wo es sonst richtiger wäre … :)

    Ich möchte euch hier mal ein wenig Basiswissen hinsichtlich der Kampfpanzerentwicklung und Technik vermitteln, vor allem den Kollegen hier, welche Interesse haben und nicht ein „ausgeprägtes“ Fachwissen haben.


    Immer wieder liest und hört man von einem besten Panzer des 2. Weltkrieges bis hin von einem besten Kampfpanzer der Welt. Mit diesem Mythos möchte ich als erstes aufräumen, denn diese Aussage ist schlicht und einfach Quatsch! Einen besten Panzer hat es nie gegeben, gibt es nicht und wird es auch niemals geben!

    Innerhalb gewisser Rahmenbedingungen, auf die ich noch eingehen werde, wurde und wird jeder Kampfpanzer mit spezifischen Anforderungen entwickelt und konstruiert … und diese machen eine derartige Aussage unmöglich, da ein Vergleich hinkt. Was die Stärke des einen Panzers ist, ist die Schwäche des anderen und umgekehrt. Das Ganze ist am Ende immer ein Kompromiss, den man innerhalb der Rahmenbedingungen eingehen muss.


    Die Rahmenbedingungen

    Bei der Entwicklung und Konstruktion von Panzern gibt es zunächst einmal von der Infrastruktur vorgegebene Maximalmaße und ein Maximalgewicht. Beim Gewicht sind es hier vor allem die Tragfähigkeit von Straßenbelag und besonders die Tragfähigkeit von Brücken, welche ein Maximalgewicht vorgeben. Wenn nach dem Straßenmarsch eines Panzerbataillons anschließend die Straße im Eimer ist, dann ist es natürlich nicht tragbar und akzeptabel. Ebenso ist es widersinnig, wenn die meisten Brücken die Überquerung eines Panzers nicht tragen können. Heute gängig ist ein Maximalgewicht von ca. 70 metrischen Tonnen.

    Auch bei den Maßen ist es die Breite, welche vor allem durch das sogenannte Lichtraumprofil beim Eisenbahntransport maximal vorgegeben ist … sprich wenn die verladenen Panzer zu breit sind, als das noch Gegenverkehr möglich ist, dann ist das ein „No Go“ und auch die Fahrbahnbreite bei Straßen unterliegt denselben Voraussetzungen.

    Ist die Maximalbreite vorgegeben, dann ist auch die maximal (sinnvolle) Länge fast automatisch vorgegeben, um noch die Mobilität vor allem im Gelände und bei Seitenneigung (Kippneigung) im akzeptablen Rahmen zu halten. Die Breite ist zurzeit maximal ca. 3,80 Meter und die Länge beträgt ca. 9 bis 11 Meter (inklusive Überhang des Geschützes bei 12 oder 6 Uhr Stellung).


    Neben diesen Basisvorgaben ist es ein Dreieck der voneinander und untereinander abhängigen Punkte „Mobilität“, „Feuerkraft“ und „Schutz“, in der sich entsprechend den Anforderungen die Entwicklung und Konstruktion eines Panzers bewegt.


    dreiecks5cii.jpg


    Augenscheinlich mag man meinen, dass der „ideal ausgewogene“ Panzer sich genau in der Mitte des Dreiecks bewegt, aber dem ist in der Praxis nicht so!

    Maßgebend ist hier klar die Anforderung, die an einen Panzer gestellt wird und hier sind es die Prioritäten welche natürlich letztendlich immer einen Kompromiss bedeuten.


    Die Abhängigkeit der 3 Punkte untereinander ist eigentlich in Verbindung mit Maximalmaß und Maximalgewicht offensichtlich. Je stärker der Panzerschutz und / oder die Bewaffnung / Ausstattung ist, desto mehr wird die Mobilität eingeschränkt … umgekehrt kann man natürlich einen „Sportwagen“ als Panzer entwickeln, aber Panzerung und Ausrüstung sind dann wiederum deutlich schwächer. Die Entwicklung ist daher automatisch immer eine Kompromisslösung um die an den Panzer gestellten Anforderungen zu erfüllen.

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  • Christian M.

    Bester Kampfpanzer?

    Deine Ausführungen sind vollkommen richtig. Nur macht den "Besten" Kampfpanzer zum großem Teil halt auch die Ausbildung, / Fähigkeit der Besatzung aus. Wird leicht vergessen. Ohne gutes Team ist der Beste Panzer halt nur ein haufen hochwertiger Stahl.

  • Christian M.

    Bester Kampfpanzer?

    Deine Ausführungen sind vollkommen richtig. Nur macht den "Besten" Kampfpanzer zum großem Teil halt auch die Ausbildung, / Fähigkeit der Besatzung aus. Wird leicht vergessen. Ohne gutes Team ist der Beste Panzer halt nur ein haufen hochwertiger Stahl.


    Unbestreitbar richtig! :thumbup:

    Ohne entsprechend sehr gut ausgebildete und trainierte Soldaten als Besatzung bringt all die Waffentechnik Am Ende nichts, wenn sie nicht korrekt angewendet wird :)


    Hinzu kommt auch der Punkt, wie man einen Kampfpanzer einsetzt, sprich Taktik und Führung. Ein Kampfpanzer ist keine eierlegende Woll-Milch-Sau die alles kann. Hier kann man ebenfalls fürchterliche Fehler machen ... und diese wurden leider schon allzu oft gemacht.

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  • Gehen wir nun einmal auf die 3 Eckpunkte „Mobilität“, „Feuerkraft“ und „Schutz“ näher ein.


    Mobilität

    Unter diesen Begriff fallen Antriebsart und Antriebsleistung, Verbrauch und Reichweite, Geschwindigkeit, sowie das Laufwerk eines Kampfpanzers.

    Die am meisten verwendete Antriebsart ist der Dieselmotor, allerdings verwenden der amerikanische M1 Abrams und der russische T-80 einen Gas-Turbinenantrieb … also quasi ein Düsentriebwerk.


    Bei der Antriebsleistung gehen die Werte der aktuell verwendeten Modelle von 840 PS (T-72) bis hin zu rund 1.500 PS (z.B. Leopard 2, M1 Abrams, T-14 Armata). Leichtere Kampfpanzer, vor allem die russischen Modelle bis T-90, haben einen PS schwächeren Antrieb als die schweren, westlichen Modelle … Ausnahme Challenger 2 der Briten, der auch nur 1.200 PS hat.


    Natürlich stellt sich die Frage, was besser ist: Dieselmotor oder Gas-Turbine?

    Eine abschließende Wertung wird es wohl nie geben … auch wenn nur 2 Panzertypen eine Gas-Turbine verwenden, der Rest aber einen Dieselmotor (beide, Diesel und Turbine teilweise auch als Mehrstoffmotor ausgelegt).

    Der Vorteil einer Gas-Turbine ist, dass die deutlich kleiner und somit auch leichter ist als Ein Dieselaggregat. Ebenso ist die Gas-Turbine gerade im unteren Drehzahlbereich deutlich laufruhiger und spritziger. Der Nachteil ist aber vor allem, dass eine Gas-Turbine deutlich „durstiger“ ist als ein Dieselmotor.

    Die in etwas gleich schweren Leopard 2 (Diesel) und M1 Abrams (Gas-Turbine) verbrauchen: Leopard 2 etwas 530 Liter Diesel auf 100 km – M1 Abrams rund 720 Liter Kerosin auf 100 km (bei Diesel (z.B. bei den australischen M1) etwa 650 Liter auf 100 km).


    Der Verbrauch und damit einhergehend auch die Reichweite in km mit einer Tankfüllung sind von gerade aus logistischer Sicht von großer Wichtigkeit! Nicht umsonst lautet eine Weisheit in der Kriegsführung, das Waffen Schlachten gewinnen, die Logistik gewinnt aber Kriege.

    Panzer waren seit dem ersten Modell im 1. Weltkrieg schon immer große „Spritsäufer“. Neben dem reinen Verbrauch, wo die Gas-Turbine wie schon erwähnt durstiger ist, zählt für die Reichweite natürlich auch der Tankinhalt in Litern an sich … logisch, kleinerer Tank = weniger Kilometer. Westliche Panzer haben grundsätzlich interne Tanks. Die russischen Modelle besitzen durchgehend am Heck die Möglichkeit, 2 fassähnliche Zusatztanks anzubringen.

    Ein direkter Vergleich oder gar Wertung der Reichweiten ist sehr schwierig, denn das Gewicht des Panzers, der Tankinhalt und auch die Antriebsarten und Leistungen, sowie der Verbrauch sind zu unterschiedlich.


    Ein höherer "Treibstoffbedarf" erfordert natürlich auch eine größere Logistik für den Nachschub, was gerade im Kriegsfall wichtig bis entscheidend sein kann.

    Die aktuelle Diskussion wie Sinnvoll die Lieferung amerikanischer M1 Abrams an die Ukraine ist zeigt es deutlich. Der Abrams verbraucht deutlich mehr, benötigt an sich eigentlich Kerosin und keinen Diesel und der Betrieb ist schon deswegen eine ... sagen wir mal größere logistische "Herausforderung" als beim Leopard 2 für die Ukraine. ;)


    Bei der Geschwindigkeit sind alle Kampfpanzer recht nah zusammen … ca. 60 bis 70 km/h auf der Straße und ca. 40 bis 50 km/h bei nicht allzu schwerem Gelände. Ausnahme ist der neue russische T-14 Armate, der auf der Straße offiziell 90 km/h schnell sein soll (Geländegeschwindigkeit ist unbekannt, wird aber auf rund 60 km/h geschätzt). Allerdings sei hier erwähnt, dass viele westliche Panzer an sich schneller sein könnten, aber zumindest im Frieden aus Sicherheitsgründen abgeregelt sind … z.B. der M1 Abrams, der auch 90 km/h schafft, aber bei 70 km/h abgeregelt ist.


    Zu guter Letzt kommen wir zum Laufwerk, denn der beste Antrieb bringt nichts, wenn es nicht auch auf die „Füße“ gebracht werden kann.

    Die Kernelemente hier sind die Laufrollen, das Antriebsrad, die Federung, die Kette … und gerade bei Geländefahrt der Bodendruck in Kilogramm pro Quadratzentimeter. Die weltweit verwendeten Konzepte sind hier einerseits natürlich etwas unterschiedlich, ähneln sich aber doch am Ende und zusammenfassend kann gesagt werden, dass hier alle Panzer die an sie gestellten (durchaus unterschiedlichen) Anforderungen vollends erfüllen.

    Dasselbe gilt übrigens auch für die Kraftübertragung und das Getriebe ... auch hier erfüllen alle Kampfpanzer die an sie gestellten Anforderungen zufriedenstellend.


    Diese unterschiedlichen Anforderungen lassen sich gut am israelischen „Merkawa“ darlegen, denn er ist optimal für die Geografie des Nahen Osten ausgelegt, wäre aber in Mitteleuropa weniger effektiv beim Laufwerk als die westlichen und russischen Typen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Christian M. () aus folgendem Grund: Korrektur Tippfehler

  • Feuerkraft


    Ein Kampfpanzer muss und soll kämpfen und dafür braucht er natürlich auch eine Bewaffnung … sonst ist er am Ende nicht mehr als nur ein gepanzerter, fahrender Bunker 😉


    Wenn man sich die Bewaffnung der noch heute eingesetzten Kampfpanzer ansieht, so gibt es hier einen klaren Ost-West Unterschied. Jeweils entwickelte sich die Bewaffnung im Laufe des kalten Krieges natürlich immer weiter, sowohl was die Kanonen als auch die Munition angeht … und es gab beiderseits auch eine Vereinheitlichung, um die Logistik zu vereinfachen (wobei „im Osten“ während des kalten Krieges eh nur ex sowjetische Modelle verwendet wurden, was schon automatisch eine Vereinheitlichung gibt).


    Ich möchte mich aber hier auf die aktuelle(re)n Modelle und ihre Bewaffnung konzentrieren, nicht auf die durchaus heftiger modernisierten Modelle der 1. und 2. Generation des „Kalten Krieges“, die auch noch weltweit im Einsatz sind ... z.B. der T-55, der Leopard 1, der M60 usw.


    Die aktuellen russischen und auch der aktuelle chinesische Panzer (Typ 99A) haben alle eine 125mm Glattrohrkanone. Diese Kanone wurde erstmals mit dem T-64 ende der 1960er Jahre eingeführt und wird seitdem immer weiterentwickelt und ist auch noch beim modernsten russischen Panzer – dem T-14 Armata – eingebaut.


    Im Westen wird durchgehend eine 120mm Glattrohrkanone eingesetzt, wobei es meistens dasselbe, von Rheinmetall für den „Leopard 2“ entwickelte Geschütz ist (beim Leopard 2A6 und A7 ist es aber eine verlängerte Kanone). Ausnahme ist zum einen Frankreich mit dem „Leclerc“, wobei die Munition allerdings untereinander kompatibel ist. Zum anderen ist die wirkliche Ausnahme Großbritannien mit dem „Challenger 2“. Zwar handelt es sich auch um eine 120mm Kanone, aber es ist keine Glattrohrkanone, sondern eine mit gezogenem Lauf.


    Ein gezogener Lauf bedeutet, dass das innere des Rohres mit einer spiralförmiger Rille versehen ist (man spricht von Zügen und Feldern), welche dem Geschoss einen Drall gibt, der die Flugbahn stabilisiert … im Prinzip wie die Meisten es von allen Pistolen und Gewehren her kennen und die Kanonenmunition sieht meistens auch wie eine überdimensionierte Patrone von einem Gewehr oder einer Pistole aus.

    Bei einer Glattrohrkanone ist das Innere wie der Name es schon sagt, glatt wie ein Spiegel und verchromt. Das Geschoss ist ähnlich einem Dartpfeil flügelstabilisiert und mittels eines sogenannten Treibladungsspiegel (quasi eine Art Deckel zwischen Geschoss und Treibladung der Hülse) mit enormer Geschwindigkeit verschossen.



    Die nächste Generation wird größere Kanonen haben was den Innendurchmesser angeht.

    Entsprechende Studien und Prototypen haben hier meistens eine 130mm oder gar 140mm Kanone. Schon seit der Antike gibt es den nie endenden Kampf von Feuerkraft und Panzerung und da aktuell die Panzerung immer besser wird, wird sich auch die Feuerkraft erhöhen müssen.


    Eine gute und starke Kanone ist wichtig, aber diese muss auch eine gute Waffenlagerung haben, welche sie entsprechend stabilisiert. Dieses ist vor allem von großer Wichtigkeit, um während der Fahrt gezielt zu schießen … eine Fähigkeit, die alle modernen Kampfpanzer haben.

    Genauso wichtig ist natürlich auch die Zielvorrichtung, die das anvisieren und den gezielten Schuss auf heute mehreren Kilometern Entfernung ermöglicht. Die Systeme sind durchgehend komplex und verfügen über diverse Technik wie Laser, Nachsicht und und und.


    Zu guter Letzt haben wir die Munition, die natürlich einen wichtigen Faktor darstellt. An sich gibt es diese Munitionsarten … mal von Übungsmunition abgesehen:


    • KE Munition … hierbei handelt es sich um ein Wuchtgeschoss, dass wie ein Armbrustbolzen aussieht. Dieses Geschoss besteht aus Wolfram oder abgereichertem Uran.
    • HEAT Munition … dabei handelt es sich um ein Geschoss was mit dem Hohlladungsprinzip arbeitet
    • HE-FRAG … dieses Geschoss ist eine Spreng- / Splittergranate


    Bei den russischen Modellen gibt es zusätzlich noch eine gelenkte Rakete, die aus der 125mm Kanone verschossen werden kann (Refleks genannt). Die Rakete wird mittels Treibladung aus dem Rohr verschossen, anschließend zündet der Raketenantrieb. Gelenkt wird die Rakete mittels Laserstrahl und sie kann Ziele bis auf 5.000 Meter Entfernung zerstören. Die Waffe gibt es mit einer Tandemhohlladung oder einem thermobarischen (Aerosol) Gefechtskopf.

    Auch Israel hat für den Merkawa bei der 120mm Kanone (wieder die von Rheinmetall) eine solche Rakete entwickelt, die offiziell sogar bis 8.000 Meter Reichweite hat.

    Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es noch weitere Munitionsarten gibt, welche lokal von Staaten entwickelt / eingesetzt werden … z.B. von Israel.


    Ein Problem für Granaten sind vor allem reaktive Zusatzpanzerungen. Bei den Antipanzer Raketen gibt es die Lösung einer Tandemhohlladung (die erste Ladung löst die Reaktivpanzerung aus, die zweite Ladung geht dann auf die eigentliche Panzerung los). Diese Lösung benötigt aber entsprechend Platz im Gefechtskopf, den eine HEAT Granate nicht wirklich hat.


    Ein weiterer Punkt bei der Munition ist die Frage Ladeschütze oder Ladeautomat. Bis auf den Leclerc haben die aktuellen westlichen Modelle einen Ladeschützen, die russischen Modelle haben einen Ladeautomat und somit auch nur 3 Mann Besatzung. Eine Wertung was besser ist, führt zu nichts … weil pure Ansichtssache.


    P.S.

    Ich habe fast die Sekundärbewaffnung vergessen ...

    Diese besteht aus 2 bis 4 Maschinengewehren, je nach Panzer vom Kaliber 5,56mm, 7,62mm, 12,7mm oder bei den Russen auch 14,5mm möglich. 1 MG ist in der Regel koaxial, also fest neben dem Geschütz montiert.

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    Einmal editiert, zuletzt von Christian M. () aus folgendem Grund: P.S.

  • Dann wird es wohl aufgrund der verschiedenen "Denkweisen" auch verschiedene Taktiken geben? :panz:

  • ….Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es noch weitere Munitionsarten gibt, ….

    HESH? ?(

    Gruß vom Roland aus Pernitz ;) /NÖ :wikend01:


    Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann,
    den Mut, Dinge zu ändern die ich ändern kann
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden


    ein gutes Wort verweilt vielleicht ein wenig, aber ein schlechtes geht nie wieder weg


    off Topic ist in meinen BB's

    ERLAUBT

  • Dann wird es wohl aufgrund der verschiedenen "Denkweisen" auch verschiedene Taktiken geben? :panz:

    Ja und Nein ...

    Der Kampf der verbunden Waffen ist in der Regel bei allen gleich ... also vor allem die Kombination Kampfpanzer zusammen mit Schützenpanzer und dessen Panzergrenadieren die eine feste Einheit bilden. Dazu zählen aber immer mehr auch noch die Kampfunterstützer wie Pioniere und auch Artillerie.


    Unterschiede gibt es allerdings in Details. Ich weiß jetzt aktuell nicht ob dem noch so ist, aber zu meiner Zeit gab es bei der Kombi Kampf- und Schützenpanzer einen Unterschied der Angriffsformation zwischen Bundeswehr und US Army. Bei den Amis bilden die M1 Abrams einen Keil und in dem Keil sind die M2 Bradley in einer Linie oder wie die 4 Finger ohne Daumen drin. Bei der Bundeswehr bilde(t)en beide, also Leopard 2 und Marder einen Keil, wobei der Marder Keil im Leopard Keil drin war (damals hatte 1 Zug Marder aber auch nur 3 Fahrzeuge, heute sind es 4 Marder oder 4 Puma).


    Heute gibt es aber auch noch vor allem technisch begründete Unterschiede ... Stichwort "Soldat der Zukunft". So langsam ... also im Bundeswehr-Maßstab mit normaler bürokratischer Geschwindigkeit :D ... wird die Digitalisierung bis auf den den einzelnen abgesessenen Grenadier runter eingeführt. Der Kommandant kann also auf einer digitalen Karte nicht nur jeden einzelnen Grenadier verfolgen und bekommt auch wichtige Daten mitgeteilt über die Verfassung des Soldaten, er kann ihn auch einzeln ansprechen.

    Das ist natürlich nicht in jedem Land gegeben, auch weil nicht jedes Land es kann oder sogar will ;)


    P.S.

    Natürlich sind hier auch wieder Training und Ausbildung enorm wichtig. Was ich zum Beispiel auf den für mich, aber allgemein kaum zugänglichen Videos aus dem Ukrainekrieg bei den Russen gesehen habe was das angeht ... der Begriff Amateur ist noch eine maßlose Untertreibung was zum Beispiel das Absitzen der Grenadiere aus den BMP Schützenpanzern bei feindlichem Beschuss angeht! 8|


    HESH? ?(

    Das ist die auch Quetschkopfgranate genannte Munition und diese benötigt einen gezogenen Lauf, damit die Granate einen Drall bekommt. Mit einer Glattrohrkanone kann diese also nicht verschossen werden.


    Die Israelis setzen noch ...

    • APAM = enthält Sub-Munition die je nach Einstellung in der Luft oder beim Aufschlag frei gesetzt wird ... Übel für Infanterie und ungepanzerte Ziele, ebenso auch für Helikopter gefährlich
    • HE-MP = Sprenggranate die vorwählbar in der Luft, beim Aufschlag oder auch verzögert nach dem Aufschlag explodiert
    • STUN = nicht tödliche Munition die wie eine heftige Blendgranate wirkt

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  • Schutz

    Beim Schutz denkt man als Erstes an die Panzerung des Fahrzeuges … aber das ist heute nicht mehr nur der Fall! Mittlerweile gibt es weitere aktive und passive Schutzeinrichtungen, auf die ich hier auch eingehen werde.


    Panzerstahl ist natürlich erstmal die bekannteste Panzerung. Es gibt unzählige Stahllegierungen und somit auch Panzerstahllegierungen. Panzerstahl unterscheidet sich von normalem Stahl und auch untereinander durch verschiedene Legierungen, die verschiedene Härten und Zugfestigkeiten ausweisen. Bei Panzerfahrzeugen werden unterschiedliche Panzerstähle verbaut. Der Bodenbereich muss vor allem gegen Explosionen von Minen und anderen Sprengsätzen geschützt sein, während der Rest des Fahrzeuges vor allem gegen den Einschlag von Geschossen geschützt sein muss. Besonders im Frontbereich gilt es auch, senkrechte Flächen (90° Winkel) zu vermeiden, weswegen die Stahlplatten alle in einem geneigten Winkel sind. Dieses erhöht den Panzerschutz und kann auch dazu führen, dass auftreffende Geschosse abgelenkt werden.


    Panzer sind niemals rundum gleich stark gepanzert! Vor allem aus Gewichtsgründen muss man hier immer Prioritäten setzen. So ist der Frontbereich immer am stärksten gepanzert, die Seiten etwas schwächer. Das Heck und vor allem der Dachbereich sind hingegen vergleichsweise zur Frontpartie schwach gepanzert.


    Panzerstahl alleine ist mittlerweile nicht mehr ausreichend, um ein Fahrzeug zu schützen. Natürlich versuchte man zunächst einmal die Panzerung des Stahls immer dicker zu machen, aber schon aus Gewichtsgründen gibt es hier Grenzen! Die aktuell verwendeten Geschosse sind teilweise in der Lage, Panzerstahl von 100cm Durchmesser und mehr zu durchschlagen. Von daher musste im ewigen Kampf von Panzerung versus Feuerkraft nach anderen Lösungen gesucht werden und man fand diese vor über 40 Jahren in der Verbundpanzerung. Alle aktuellen Kampfpanzermodelle (bei den Russen ab T-80) verfügen über eine Verbundpanzerung.


    Eine Verbundpanzerung besteht aus diversen Schichten Panzerstahl und anderen Materialien wie Keramik Verbundstoffen und Verbundkunststoffen wie z.B. Kevlar… in der von den USA und den Briten verwendeten „Chobham Panzerung“ soll angeblich oder tatsächlich auch eine Schicht abgereichertes Uran beinhalten. Die genauen Bestandteile und die Zusammensetzung der Schichten einer Verbundpanzerung sind natürlich streng geheim. Auch die genauen Schutzwerte sind geheim, aber man geht davon aus, dass eine Verbundpanzerung bis zu einem Verhältnis von 1 zu 6 oder mehr besser schützt als purer Panzerstahl (1cm Verbundpanzerung entspricht 6cm Panzerstahl). Verbundpanzerung ist daher schon automatisch leichter bei gleicher Schutzwirkung.

    Ein gewisser Nachteil der Verbundpanzerung ist, dass sie alle irgendwie eine Schicht Keramik beinhalten und deswegen sind runde Formen technisch nicht möglich.


    Schon im 2. Weltkrieg kam man zunächst in Deutschland auf die Idee, an den besonders gefährdeten Stellen zusätzliche Panzerbleche auf die eigentliche Panzerung anzuschrauben … z.B. beim Panzer III. Ebenso wurden bei deutschen Panzerfahrzeugen Seitenschürzen aus Panzerblechen an einem Rahmen angebracht. Diese sollten auftreffende Geschosse zumindest soweit abbremsen, dass sie die dahinterliegende eigentliche Panzerung nicht mehr durchschlagen können.

    Diese Idee wurde im Kalten Krieg wieder aufgegriffen und so erhielt z.B. der deutsche Leopard 1A1A1, bzw. Leopard 1A5 eine entsprechend aufgeschraubte Zusatzpanzerung am runden Turm und an der Geschützblende.


    Aufgrund der erhöhten Durchschlagskraft der Geschosse wurden Anfang der 1980er Jahre zunächst in der Sowjetunion und in Israel eine neue Art Zusatzpanzerung eingeführt: Die sogenannte Reaktivpanzerung!

    Hierbei handelt es sich um mit Sprengstoff gefüllte Kacheln oder Blöcke, die bei Bedarf an den gefährdeten Bereichen (Front und Seiten) dicht an dicht angebracht werden. Das Funktionsprinzip ist, dass ein auftreffendes Geschoss den Sprengstoff in der betroffenen Kachel / im betroffenen Block auslöst und somit das Geschoss vernichtet, bevor es die eigentliche Panzerung attackiert. Die Reaktivpanzerung ist eine heute weltweit durchgehend gängige Methode, um bei allen Kampfpanzern und auch anderen Panzerfahrzeugen den Panzerschutz bei Bedarf zu erhöhen.

    Die Reaktivpanzerung hat auch einen Nachteil, der vor allem im ehemals sowjetischen Raum ein Umdenken in den Methoden erforderte. Aufgesessene Infanterie oder unmittelbar neben dem Panzer vorgehende Infanterie ist nicht mehr möglich, da die Splitterwirkung einer explodierenden Reaktivpanzerung für diese tödlich ist.

    Auch die Waffenentwicklung hat die Wirksamkeit der Reaktivpanzerung etwas geschwächt, denn vor allem Antipanzer Raketen haben oft die Möglichkeit eines Gefechtskopfes mit einer Tandemhohlladung. Hierbei löst die erste Ladung die Reaktivpanzerung aus, die zweite Ladung attackiert dann die eigentliche Panzerung.


    Mittlerweile gibt es noch weitere aktive und passive Schutzeinrichtungen bei Kampfpanzern und auch anderen Panzerfahrzeugen.

    Schon seit dem 2. Weltkrieg gibt es die Nebelbecher, wo eine Rauchgranate gezündet wird, was die feindliche Sicht auf den eigenen Panzer unterbricht, und der Panzer kann sich hinter dem Nebelschleier in Sicherheit bringen.

    Diese Methode gibt es natürlich noch heute, aber sie wurde mittlerweile noch erweitert. Auf Panzern werden nun auch Lasers Detektoren angebracht und wenn diese das auftreffen eines feindlichen Lasers entdecken, wird automatisch ein Nebelbecher gezündet und der Laser wird abgelenkt … und der Panzer kann sich in Sicherheit bringen.

    Seit einiger Zeit gibt es auch eine aktive Schutzeinrichtung gegen anfliegende, feindliche Geschosse und Flugkörper. An den 4 Ecken eines Panzers werden eine Art Radarsensor angebracht (sehen wie stummelartige Antennen aus) und ebenfalls entsprechende Splitterschussgeräte. Ermittelt einer der Sensoren ein anfliegendes feindliches Geschoss, wird in Millisekunden das entsprechend ausgerichtete Splitterschussgerät ausgelöst. Nun fliegt eine Art massive Schrotladung aus Wolfram Projektilen auf das feindliche Geschoss zu und zerstört es noch in der Luft.


    P.S.

    Fast den zusätzlichen Minenschutz vergessen ... ;)

    Die meisten Panzerminen greifen mittels Detonation die kette und das Laufwerk an, beschädigen oder zerstören diese dann wenn der Panzer drüber fährt mit der Explosion, was den Panzer bewegungsunfähig macht.

    Afghanistan und der Irak haben aber gezeigt, dass es eine neue Bedrohung mit Sprengfallen (sogenannte IED = Improvised Explosice Device) gibt, welche vor allem auch den Panzerboden angreifen. Zum einen ist hier ein Splitterschutz notwendig, vor allem aber ein passiver Schutz für die im Wannenbereich sitzende Besatzung (also bei Kampfpanzern vor allem der Fahrer).

    Hier ist die große Gefahr, dass die Erschütterung sich auf den am Boden montierten Sitz der Besatzung vollends überträgt, was tödlich sein kann.

    Daher sind bei zusätzlichem Minenschutz die Sitze nicht mehr mit dem Boden verbunden, sondern hängen mit Gurten an der Decke.

    "Ich bin wie ich bin ...

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    Gaston vom Miniatur Wunderland


    Off Topic ist bei mir immer OK!

    Einmal editiert, zuletzt von Christian M. () aus folgendem Grund: P.S.

  • Ich denke mal allen ist die gegenseitige Wechselwirkung der 3 Punkte „Mobilität“, „Feuerkraft“ und „Schutz“ in Kombination mit den festeren Werten „Maximalgröße“ und „Maximalgewicht“ soweit verständlicher geworden.


    Ich möchte nun mal etwas näher auf die aktuellen Kampfpanzermodelle eingehen … und anfangen möchte ich aus aktuellem Anlass des Ukrainekrieges mit den sowjetischen- / russischen Modellen, die vor und nach Kriegsbeginn auf beiden Seiten im Inventar waren und noch sind.

    Die westlichen Modelle welche an die Ukraine geliefert werden, lasse ich hier außen vor, auf diese wird in einem gesonderten Beitrag eingegangen.


    Der älteste Ex-Sowjetunion Panzer der noch „irgendwie“ im Inventar existiert ist an sich der T-55, aber ich habe kaum Belege gefunden, dass er eingesetzt wird … nur etwa 28 modernisierte Panzer gingen von Slowenien an die Ukraine und ansonsten in der Variante als Bergepanzer habe ich ihn sogar auf beiden Seiten ausgemacht. Ansonsten wird das Fahrgestell noch oft verwendet, z.B. als Abschussfahrzeug für Luftabwehrraken, z.B. die seit dem Malaysia Air Abschuss bekannte „Bug“ Rakete.



    Der T-62


    t-62caf08.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Insgesamt wurden rund 20.000 Panzer dieses Typs gefertigt und gingen ab 1962 zur Truppe. Eigentlich wurde er bereits Mitte der 1980er Jahre aus den Fronteinheiten der Roten Armee genommen und eingemottet. Allerdings wurde der T-62 an viele andere Staaten exportiert, jedoch nie an die Warschauer Pakt Verbündeten. Aus der Erbmasse der Roten Armee hatte die Ukraine gut 200 Panzer übernommen, andere Folgestaaten der UdSSR ebenfalls in unterschiedlicher Stückzahl. Russland hat den T-62 mit unbekannter Stückzahl erst 2012 eigentlich endgültig außer Dienst gestellt, aber mit Beginn des Ukrainekrieges tauchten diese plötzlich in geringerer Stückzahl (einige Dutzend) wieder auf, vor allem bei den „Rebellen“ im Donbass. Die Ukraine hat viele, aber nicht alle T-62 zu Spezialfahrzeugen wie Bergepanzer umgebaut.


    In den Medien ging vor 2 Tagen die Meldung umher, dass Russland angeblich rund 800 Panzer des Typs T-62 reaktivieren will für den Krieg. Ich bin hier aus 2 Gründen skeptisch was diese Meldung angeht… mal von der Frage abgesehen, wo diese 800 Fahrzeuge plötzlich herkommen sollen.

    Zum einen hat der T-62 eine 115mm Kanone, also eine ganz andere Kanone wie alle nachfolgenden und auch vorherigen Modelle, was die Munitionsversorgung sehr kompliziert machen dürfte! Der Hauptgrund, warum er noch bei der Roten Armee eingemottet wurde.

    Zum anderen ist der T-62 der letzte sowjetische / russische Panzer, der noch über einen Ladeschützen = 4 Mann Besatzung verfügt. Ausgebildete Ladeschützen dürfte man also eher schon fast im Seniorenheim suchen müssen … selbst Ausbilder, welche junge Soldaten entsprechend ausbilden, dürften Kategorie Ü-60 sein!


    Der T-64


    t-64paft2.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Der T-64 war bei seiner Einführung eine wahre Revolution in vielfacher Hinsicht. Er war der erste Panzer mit einer Art Verbundpanzerung, einer 125mm Glattrohrkanone (der T-62 hatte eine 115mm Glattrohrkanone), als im Westen alles noch eine gezogene Kanone (meistens 105mm) hatte, eine für die damalige Zeit sehr moderne Zieleinrichtung, sowie Wegfall des Ladeschützen und Ersatz durch einen Ladeautomat. Trotz auch bestehender Mängel, vor allem beim Antrieb, wurde der T-64 bis 1987 weitergebaut, insgesamt mit einer Stückzahl von rund 8.000 Fahrzeugen.

    Mal von 25 Panzern abgesehen, die 2016 von Russland an den Kongo exportiert wurden, wurde der T-64 nur an die Rote Armee ausgeliefert und ging somit nach dem Ende der UdSSR neben Russland an einige Folgestaaten, zu denen auch die Ukraine mit vor Kriegsbeginn gut 700 Panzern zählt. Je nach Quelle soll die Ukraine gut die Hälfte des Bestandes verloren haben.

    Russland hat den T-64 offiziell im Jahr 2013 außer Dienst gestellt, aber aufgrund der gehörigen Verluste wurde er definitiv nach Beginn des Ukrainekrieges reaktiviert. Russland dürfte noch einige tausend T-64 haben, aber die meistens sind wohl nicht einsatzfähig, bzw. bedürfen einem größeren Aufwand sie wieder einsatzbereit zu machen.

    Noch mal zu betonen ist, dass die mit dem T-64 eingeführte 125mm Glattrohrkanone immer weiter modernisiert wurde und bis heute bei allen folgenden Panzertypen verwendet wird. Viele T-64 wurden nachträglich / später mit der verbesserten 125mm Kanone des T-80 ausgestattet und erhielten auch dessen bessere Feuerleitanlage. Diese Modernisierung ermöglicht es den entsprechenden T-64 auch Lenkflugkörper aus dem Rohr zu verschießen.


    Der T-72


    t-72umeyj.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Der T-72 ist der direkte Nachfolger des T-64, bei dem man vor allem die bestehenden „Kinderkrankheiten“ ausmerzen wollte und auch weitere Verbesserungen mit anderem Ansatz bei der Anforderung einleitete. Nach dem T-55 ist der T-72 der weltweit am meisten verbreitete Panzer und es wurden mehr als 20.000 Stück alleine in der Sowjetunion gefertigt. Daneben wurde / wird der T-72 noch in Indien, Polen (hier in der Variante PT-91) und Tschechien gefertigt. Es gab und gibt unzählige Varianten und (lokale) Modifikationen des T-72, auf die ich wegen der schieren Masse nicht weiter eingehen möchte.


    Russland verfügte zu Kriegsbeginn über insgesamt rund 9.200 Panzer, wovon aber nur etwa 2.000 einsatzbereit waren… was sich aber bis heute sehr änderte, da der T-72 wegen der enormen Verluste der wichtigste russische Panzer im Ukrainekrieg ist.

    Die Ukraine hatte aus der Erbmasse der Roten Armee zu Kriegsbeginn noch etwa 650 Panzer im Bestand. Weitere 240 Panzer kamen aus Polen dazu, wovon 230 vom Typ PT-91 sind. Nach diversen Quellen hat die Ukraine des Weiteren angeblich oder tatsächlich bis zu ca. 300 bis 400 Panzer von den russischen Streitkräften erbeutet.


    Über die Verluste auf beiden Seiten gibt es keinerlei gesicherte Zahlen, sie dürfte aber jeweils hoch sein… besonders bei den russischen Streitkräften geht man von durchaus bis zu 2.000 oder mehr Fahrzeugen aus. Rund die Hälfte bis 2/3 der russischen Panzer Verluste gehen vermutlich auf das Konto westlicher Panzerabwehrsysteme (Javelin, TOW, Dragon, Milan, Panzerfaust 3 usw.), die sich als extrem effektiv und tödlich erwiesen haben. Auch die Ukraine hat vermutlich ca. die Hälfte ihres Anfangsbestandes mittlerweile verloren.

    Die meisten T-72 Versionen können keine Lenkflugkörper aus den Rohr verschießen und besitzen daher auch nicht die bessere Feuerleitanlage des T-80, die auch in den meisten T-64 nachträglich eingebaut wurde.


    ENDE TEIL 1

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  • Teil 2


    Der T-80


    t-80jtiuy.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Der T-80 Panzer ist keine Weiterentwicklung des T-72, sondern des T-64!

    Über die genau Stückzahl gebauter T-80 habe ich nirgendwo etwas konkretes finden können, aber es müssen einige Tausend sein.

    Russland hatte zu Kriegsbeginn etwa 600 Panzer einsatzbereit, weitere ca. 3.000 waren eingemottet, werden aber wegen der hohen Verluste massiv einsatzbereit gemacht.

    Die Ukraine hatte zu Kriegsbeginn nur etwa 100 Stück, wovon ca. 40 im aktiven Dienst waren. Hier muss man aber auch die in der Ukraine (Panzerwerk in Charkiw) gemachte Weiterentwicklung, den T-84 „Oplot“ nennen. Die Ukraine selber hatte zu Kriegsbeginn nur etwa 15 bis 20 Fahrzeuge im Bestand, weitere ca. 40 wurden an Thailand exportiert.

    Der T-80 ist auf dem Papier der erste Panzer mit Gasturbinenantrieb, also noch vor dem amerikanischen M1 Abrams. Die Ukraine hatte ihren Bestand aber weitestgehend auf Dieselmotor umgerüstet.

    Der T-80 war nie ein großer Wurf gewesen und ist auch nie groß exportiert worden. Schon im 1. Tschetschenienkrieg musste der T-80 heftige Verluste einstecken, wobei die meisten Verluste auf dämliche Einsatzweise zurückzuführen sind (Einsatz in Plattenbausiedlungen, wo er mit einfachen Panzerfäusten wie der RPG-7 von oben aus Fenstern und von Balkonen aus, ganz leicht abgeschossen wurde). Es ist immer wieder erstaunlich, wie oft weltweit das Militär Grundsätze des Panzereinsatzes und auch bereits gemachte Erfahrungen vergessen!

    Auch wenn Russland immer wieder Weiterentwicklungen des T-80 angegangen ist und es ein paar Versionen gibt, so setzte das russische Militär für die Zukunft mehr auf den Nachfolger T-90 als Krenwaffe der Panzertruppe.


    Der T-90


    t-90kyely.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Der T-90 ist eigentlich eine 1989 im russischen Nischni Tagil entwickelte Version des T-72 und trug ursprünglich auch die Bezeichnung T-72 BU.

    Aufgrund der miserablen Performance der irakischen T-72 gegen den amerikanischen M1 Abrams im Golfkrieg 1991 wurde der Panzer in T-90 umbenannt … schon damals dachte man hier stark an den Export und mit dem Makel den der T-72 nun hatte, lässt er sich als T-72 schwerer vermarkten. 😉


    Nichts desto trotz hatte der Panzer erheblich Weiterentwicklungen und Verbesserungen. Zunächst einmal bekam er die sehr gute Feuerleitanlage und Geschützlagerung des T-80 U, eine neu zusammengesetzte Verbundpanzerung an Bug und Turmfront, eine neue serienmäßige ERA Reaktivpanzerung und das passive „Schtora“ (= Vorhang) Schutzsystem. Ebenso wurde zunächst die 125mm Kanonenversion des T-80 eingebaut, später eine etwas verlängerte Variante dieser Kanone. Mit der Kanone können wie bei allen zuvor genannten Panzern die 3 üblichen Munitionsarten (KE, HEAT und HE-FRAG) verschossen werden, ebenso auch der REFLEKS Antipanzer Lenkflugkörper mit Tandemhohlladung. Aufgrund der vielen Neuerungen ist meiner Meinung nach die Neubezeichnung als T-90 statt T-72 schon berechtigt. Insgesamt gibt es rund 1 Dutzend verschiedene T-90 Varianten, zuzüglich einer Minenräumpanzerversion und einem Brückenlegepanzer.

    Die Russen waren die Ersten, welche einen passiven Zusatzschutz mit „Schtora“ einführten. Wie bei den westlichen Systemen gibt beim passiven Schutz Sensoren, die auf den Panzer gerichtete Laser und Infrarotstrahlen erkennen und dann eine optische und akustische Warnung an die Besatzung abgeben. Der Kommandant muss nun nur einen Knopf drücken und innerhalb von maximal 3 Sekunden zündet eine Aerosol Rauchgranate, die einen für die Strahlen undurchdringlichen Vorhang bilden und hinter dem sich der Panzer in Sicherheit bringen kann

    Später wurde noch „Schtora – 1“ entwickelt, bei dem zum einen wie bei den westlichen System alles mit Computern automatisiert wurde, zum anderen ist eine zusätzliche Anti – Infrarot Einrichtung montiert, welche sich vor allem gegen Lenkflugkörper wie die amerikanische TOW oder auch das „östliche“ Gegenstück, das Kornetsystem richtet, die für die finale Zielansprache Infrarot nutzen.

    Schtora und Schtora-1 sollen angeblich oder tatsächlich auch nachträglich teilweise in ältere Panzer eingebaut sein.


    Zwar haben die Russen auch ein aktives Schutzsystem entwickelt – ARENA – aber dieses wird offiziell nicht in der russischen Armee verwendet und nur auf Wunsch bei Exportpanzern eingebaut. In wie weit das stimmt, bzw. in wie weit der Ukrainekrieg daran etwas geändert haben könnte ist unbekannt.


    Zu Kriegsbeginn hatte Russland insgesamt nur etwa 650 Panzer Typ T-90 im Bestand, also vergleichsweise wenig. Erstaunlicher Weise sind mehr T-90 exportiert worden, als die russische Armee hat. Des Weiteren hat Indien von Russland die Lizenz für mindestens 1.000 Panzer für die eigene Armee zu fertigen.

    Die Ukraine hatte keine T-90 Panzer gehabt. Aber bislang wurden je nach Quelle zwischen 15 und 20 Panzer von den Russen intakt erbeutet.

    Da Russland nicht viele T-90 hat und die Verluste an Panzerfahrzeugen generell enorm sind, wurde der T-90 nach diversen Berichten aus dem Kriegseinsatz abgezogen. Ob er wegen der westlichen Panzer, die an die Ukraine geliefert werden, wiederkommt ist möglich.


    Kurzes Zwischenfazit

    Wenn man sich die Bilder der bisher genannten Panzertypen ansieht, dann sind T-64, T-72, T-80 und T-90 nicht nur auf dem Papier eng verwandt, sie ähneln sich auch äußerlich stark… und selbst der „olle“ T-62 sieht auch nicht soooo anders aus. Sind die Panzer noch mit der ERA Reaktivpanzerung versehen und haben gar Tarnmaterial angebracht, wird es selbst für Experten schwierig, sie auf Bildern und Videos zu unterscheiden.


    Wir alle wissen, dass die Wahrheit in jedem Krieg das erste Opfer ist und Propaganda regiert. Alle Experten und Analysten sind sich aber einig, dass die russischen Verluste an Panzerfahrzeugen enorm sind … und auch die Ukraine hat schwere Verluste gehabt. Je nach Experten sollen mindestens die Hälfte der russischen Verluste den vom Westen gelieferten Panzerabwehrwaffen geschuldet sein. Berichte, dass den Russen langsam die einsatzbereiten Panzer ausgehen, sind also nicht aus der Luft gegriffen.



    Der T-14 Armata


    t-140jeks.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Kommen wir zu guter Letzt zum modernsten russischen Kampfpanzer … und der neueste Serienpanzer weltweit – dem T-14 Armata.

    Der T-14 ist in gewisser Weise eine Revolution im Panzerbau und eine 180° Wendung im russischen Panzerbau … denn hier zählt erstmals Klasse mehr als Masse. Auch hat man dem Schutz und dem „Komfort“ der Besatzung durchgehend bei der Konstruktion Rechnung getragen. Der T-14 ist deutlich schwerer als seine Vorgänger, hat aber auch einen deutlich stärkeren 1.500 PS Dieselmotor. Die Kanone der bisher gezeigten Fahrzeuge ist die des T-90, angeblich soll aber später eine komplett neue 152mm Kanone Verwendung finden … allgemein gibt es ja bei allen Neuentwicklung eine Kalibersteigerung was den Innendurchmesser angeht (130 oder 140mm bei den westlichen Modellen gegenüber aktuell 120mm).


    Das wirklich Neue ist die Unterbringung der dreiköpfigen Besatzung komplett in der Wanne, nebeneinander sitzend. Der Turm ist daher komplett automatisiert.

    Viel ist bei dem Panzer geheim, nur einiges bekannt und vieles ist Vermutung / Gerücht. Angeblich soll es Probleme mit dem Motor geben, ebenso mit dem Wärmebildgerät.

    In der Ukraine wurde der T-14 wohl bislang noch nicht eingesetzt, auch wenn es anders lautende Meldungen in den westlichen Medien gibt.

    Ob sich das aber ändern wird (und auch wieder vermehrt T-90 zum Einsatz kommen) wenn die westlichen Panzer von der Ukraine eingesetzt werden ist möglich.

    Über die bisherige Stückzahl gibt es keine gesicherten Daten, aber man geht allerhöchstens von 50 Fahrzeugen aus, eher nur ca. 20 bis 30.

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  • Moin Christian, eine ordentliche Doku, die Du uns hier präsentiert. :thumbsup: Sehr informativ. Was die geringen Stückzahlen der moderneren Typen angeht, so handelt es sich nach meinem Dafürhalten um das gleiche Grundübel, mit dem sich die russische Marine rumschlägt. Die Konstrukteure liefern zwar durchaus moderne Systeme, nur hapert es bei der Umsetzung vom Prototypen zur Serie. Es wird viel Zeit und Geld für Leuchtturmprojekte ausgegeben, z.B. Flugzeugträger, so dass dann für andere Einheiten und die notwendige Infrastruktur nicht genug übrig bleibt. Außerdem soll die Fertigungsqualität sehr zu wünschen übrig lassen.

  • Lemmi


    Vielen Dank Lemmi :thumbup:

    Ich versuche hier ein gewisses "Basiswissen" als Information zu vermitteln, ohne zu sehr ins Detail zu gehen ... was auch den Rahmen sprengen würde ;)

    Wer noch mehr Detailinformationen zu den einzelnen Panzertypen haben möchte kann im Internet nachlesen, z.B. durchaus auch Wikipedia. ;)


    Du hast durchaus Recht, dass in Russland viel Geld für Prestigeprojekte ausgegeben wird, was dann an anderer Stelle fehlt. Allerdings gab / gibt es bei der russischen Armee tatsächlich eine Abkehr von den alten Sowjet Doktrinen. Es zählt nun im Ansatz doch mehr Klasse statt Masse wie früher ... man denke an den Kalten Krieg wo ein "Panzer Tsunami" die NATO mit den an sich besseren Panzern überrollen sollte.

    Der T-90 ist an und für sich ein guter Panzer und meiner Meinung nach die Endstufe was man bei der T-64 Familie erreichen kann. Der T-14 ist tatsächlich ein High End Produkt was auf demselben Level wie die westlichen Modelle steht. Aber es gibt Kinderkrankheiten und auch die seit 2014 bestehenden Sanktionen erleichtern das ganze beim T-14 auch nicht wirklich.


    Kinderkrankheiten sind bei kompletten Neuentwicklungen leider üblich und normal... egal ob West oder Ost. Man muss nur auf den Schützenpanzer Puma bei uns gucken was das angeht ... wobei auch hier die "Öffentlichkeit" gerne vergisst, dass dieses nicht "unnormal" ist und alles andere als nur ein deutsches Problem!

    Beispielsweise gab es damals in den 1980er Jahren bei der Einführung des M1 Abrams so massive "Probleme", dass es in der amerikanischen Öffentlichkeit massive Kritik gab mit den Unkenrufen "Verschwendung von Steuergeld, unnötige Anschaffung" usw. ... sogar im Kongress gab es Ansätze und Untersuchungen deswegen, bis hin zu Rufen den deutschen Leopard 2 einzuführen.

    Und heute? Keine Rede mehr davon und die Amerikaner feiern den M1 Abrams als den unschlagbaren besten Panzer der Welt ... was natürlich auch Quatsch ist ... aber wir kennen ja die Amis ;) :D

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  • Kommen wir nun zur „Restwelt“ und den aktuellen Kampfpanzermodellen.

    Ich werde hier allerdings nicht auf Sondervarianten von bestehenden Kampfpanzern eingehen, zum Beispiel nicht auf den Striksvagen 122, der ein „schwedisierter“ Leopard 2A5 ist … oder sowas wie der PT-91, der nur ein "polnisierter" T-72 ist und den ich oben auch nur beim T-72 erwähnte.


    Fast alle folgenden Kampfpanzertypen wurden in den 1980er und 1990er Jahren entwickelt oder eingeführt und fortwährend modernisiert. Es scheint noch generell eine gewissen Luft für weitere Modifikationen zu geben, aber mittlerweile macht man sich ernsthaft Gedanken und plant für Nachfolgemodelle.

    Nach dem Ende des Kalten Krieges gab es in Europa eine massive Abrüstung der konventionellen Streitkräfte (KSE Vertrag). Deswegen haben die meisten Länder heute nur noch vergleichsweise kleine Panzerbestände oder haben wie z.B. Belgien gar keine Kampfpanzer mehr. Die Bundeswehr hatte 1990 noch 5.200 Kampfpanzer (500 x M-48, 2.500 x Leopard 1, 2.200 x Leopard 2), zuzüglich dem Panzerbestand der NVA nach der Wiedervereinigung … jetzt sind es aktuell noch rund 320 x Leopard 2!



    Leopard 2

    Fangen wir mit DEM „germanischen“ Panzer an, dem Leopard 2 😉

    Der Leopard 2 ist zwar nicht der am meisten gebaute westliche Panzer, aber der am meisten verbreitete mit den meisten Nutzerstaaten. Inklusive Deutschland und neu der Ukraine, wird der Leopard 2 in insgesamt 23 Staaten verwendet. Die große Verbreitung hat natürlich auch mit dem KSE Vertrag zu tun und bis auf wenige mit eigenen Entwicklungen (Großbritannien, Frankreich und Italien), haben die Meisten in Europa nun den Leopard 2.

    Die aktuell verwendeten Versionen sind (die Fahrschulversion mal beiseite) der Leopard 2A4, A5, A6 / A6M (M = extra Minenschutz), A7 / A7V (V = Verbesserung). Wie man auf den Bildern unten erkennen kann, hat sich das Aussehen ab A5 vor allem beim Turm drastisch geändert.


    leopard2u7c58.jpg


    Quellen: Wikipedia, Panzerbaer und Bundeswehr


    Die Änderungen beim 2A5 gegenüber dem 2A4 umfassten eine Verbundzusatzpanzerung an der Turmfront, leichte Kettenblenden der zweiten und dritten Generation, neues Kommandantenperiskop mit eigenem Wärmebildgerät, einen Digitalrechner, eine elektrische Waffennachführanlage, Rückfahrkamera und elektropneumatische Schiebeluke für den Fahrer, Splitterschutz aus Kevlar an der Turminnenseite, gepanzerte Nabendeckel für die Laufrollen, Einbau von GPS und einem Trägheitsnavigationssystem.


    Die Änderungen bei der A6 Version umfassen vor allem das verlängerte 120mm Geschütz (L/55) und alle Dinge, die damit einhergehen, einschließlich neuer Munition. Bei der A6M Version wurde ein massiver, zusätzlicher Minenschutz installiert.


    Der Leopard 2A7V verfügt gegenüber den Vorgängerversionen zusätzlich unter anderem über eine Klimaanlage, eine passive Zusatzpanzerung gegen panzerbrechende Munition an der Wannenfront, ein modifiziertes Getriebe und Seitenvorgelege für eine bessere Beschleunigung, ein SPECTUS genanntes Fahrassistenzsystem (Wärmebild- und Tagsichtkameras mit Dämmerungsfunktion an Front und Heck und ein zusätzliches Wärmebildgerät für den Richtschützen, wodurch der Panzer auch in der Nacht und bei schlechter Sicht sicher geführt wird), eine überarbeitete Fahrzeugfederung, eine verbesserte L/55 Bordkanone mit noch größerer Reichweite (etwa 5km) bei HE Munition, ein 360° Grad Rundumblickperiskop mit Kamera und Laserentfernungsmesser für den Kommandanten, eine für das generell in Einführung bestehende Battle-Management-System vorbereitete digitalisierte Bordelektronik, einen unabhängigen Stromgenerator für den Betrieb der Bordsysteme bei ausgeschalteten Antriebsmotor. Die Aufrüstung umfasst ebenfalls das Barracuda-Tarnsystem, eine interne Bordnetzoptimierung mit digitaler Bordverständigungsanlage, sowie eine neue Brandunterdrückungsanlage im Kampfraum. Außerdem ist jetzt die ABC-Schutzanlage in das Turmheck und die Schneegreifer außen an das Turmheck verlegt worden.


    Die Bundeswehr verfügte vor dem Ukrainekrieg über ca. 320 Leopard 2 A6/A6M und A7/A7V. Davon gehen bekanntlich 18 Leopard 2A6 an die Ukraine. Etwa knapp die Hälfte der Bundeswehr Leoparden ist einsatzbereit. Das klingt wenig, ist auch nicht optimal, aber man muss hierzu auch wissen, dass immer und überall ein gewisser Anteil bei allen Sachen in der Instandsetzung und Wartung ist. Ebenso ist es das langfristige Ziel, dass etwa 250 Leoparden final auf dem Stand A7V, bzw. zukünftig A7A1 sein sollen, der Rest auf A6M und das bedeutet, dass dadurch weitere Panzer wegen der Modernisierungsmaßnahmen nicht einsatzbereit sind … eine Tatsache, die natürlich in den Medienberichten gerne über den Tellerrand fällt. 😉

    Ebenfalls in Vorbereitung und mit baldiger Einführung ist ein aktiver und passiver Zusatzschutz wie beim Puma, der feindliche Laser und Infrarotstrahlen erkennt und anfliegende Geschosse und Lenkflugkörper aktiv vor dem Einschlag ausschaltet. Diese Leopard 2 werden dann A7A1 genannt werden, bzw. Leopard 2A6MA1.


    Der Leopard 2 dient seit dem Ende des Kalten Krieges auch als Basis für 3 weitere Serienfahrzeuge. Zum einen ist er die Basis für die Panzerhaubitze 2000, der einzig verbliebenden Panzerhaubitze bei der Bundeswehr (alles andere wurde verschrottet oder verkauft).

    Dann war eigentlich schon in den 1980er Jahren klar, dass man einen neuen Bergepanzer braucht, da der Bergepanzer 2 auf Leopard 1 weitestgehend zu schwach für den Leopard 2 ist und auch der ersatzweise, weiter verwendete M88 Bergepanzer 1 von den Amis an seine Grenzen kam. Also wurde in den 1990er Jahren der Bergepanzer 3 „Büffel“ entwickelt und eingeführt.

    Zu guter Letzt war auch die Panzerschnellbrücke „Biber“ auf Leopard 1 Basis für eine Überquerung durch den Leopard 2 zu schwach. Erst 2018 wurde daraufhin auf Leopard 2 Basis der Leguan eingeführt. Das Leguansystem selber ist auch auf anderen Panzerfahrzeugen als dem Leopard 2 montiert, z.B. bei einigen Nutzern auch der Leopard 1 oder der M60 Panzer. Selbst die USA verfügen über 44 Leguane (hier Wolverine genannt), die den M1 Abrams als Basis benutzen.


    Zum Abschluss noch eine Anmerkung zur Hauptbewaffnung des Leopard 2 … also der 120mm L/44 oder L/55 Glattrohrkanone. Diese Kanone ist weit verbreitet und wird in vielen anderen Kampfpanzern verwendet (meistens in Lizenz vor Ort hergestellt). Manchmal wird das auch gerne „verschleiert“ … warum auch immer im Einzelnen … aber wenn man von einer 120mm Glattrohrkanone L/44 oder L/55 als Bewaffnung liest, dann kann man zu 99% davon ausgehen, dass es zumindest das von Rheinmetall für den Leopard 2 entwickelte Kanonenrohr ist … egal was der Text anderweitig sagt! 😉

    Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Munition, bei der Rheinmetall aber fast immer irgendwie die Finger mit im Spiel hat. Die Bundeswehr verwendet nur 4 Munitionstypen: Übungsmunition (blau), KE, HEAT und HE. Munition die für die L/44 Kanone entwickelt wurde, kann auch problemlos von der längeren L/55 Kanone verschossen werden … umgekehrt ist aber nicht möglich, da die größere Treibladung einen größeren Gasdruck verursacht, der den Verschluss der L/44 zerstört.

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  • Challenger 2


    challenger2d2fla.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Britische Kampfpanzer tragen seit dem 2. Weltkrieg immer Namen, die mit „C“ beginnen … so auch der aktuelle und einzige Kampfpanzer der britischen Armee, der Challenger 2.

    Er wurde ab 1986 als Nachfolger des Challenger 1 entwickelt und ab 1994 bei der Truppe eingeführt. Der Challenger 1 basiert wiederum auf einer Exportvariante des Vorgängers Chieftain für den Iran. Der Challenger 1 wurde erst 1983 eingeführt und wenn man schon 3 Jahre später mit der ernsthaften Entwicklung eines Nachfolgers beginnt, dann zeigt es mehr als deutlich, dass da etwas nicht mit dem Fahrzeug stimmt … trotz recht erfolgreicher Teilnahme des Challenger 1 am Golfkrieg 1991!

    Für den Challenger 2 überarbeitete man alles entsprechend, vor allem im Bereich Laufwerksaufhängung und Federung, Getriebe und Sensorik. Ebenfalls erhielt der Challenger 2 einen komplett neuen Turm mit einer noch mal modernisierten 120mm Kanone wie sie schon ursprünglich im Chieftain eingebaut wurde.


    Diese Kanone ist weltweit ein Unikat, denn sie ist keine Glattrohrkanone, sondern hat einen gezogenen Lauf! Die Vorteile dieser Kanone ist die deutlich höhere Reichweite … ca. 9.000 Meter gegenüber ca. 5.000 Metern und größere Munitionsvielfalt … aber der Nachteil ist, dass die Geschosse eine deutlich niedrigere Geschwindigkeit haben, was die Durchschlagskraft vor allem gegenüber Verbundpanzerungen reduziert. Eine weitere „Merkwürdigkeit“ ist die Munition, denn es handelt sich nicht um Granatpatronen, die das Geschoss und die Treibladung in einer Hülse vereinen. Geschoss und Treibladung sind wie bei den Haubitzen der Artillerie getrennt.

    Für den noch vollkommen in der Entwicklung befindlichen Challenger 3 soll deswegen die 120mm Glattrohrkanone L/55 Kanone des Leopard 2A6/ A7 verwendet werden.


    Die Panzerung des Challenger 2 ist dieselbe „Chobham“ Verbundpanzerung wie sie auch im amerikanischen M1 Abrams verwendet wird. Zusätzlich erhält der Panzer im Kriegseinsatz vor allem an den Seiten eine massive Reaktiv-Zusatzpanzerung, wie man sie auf dem Bild oben auch sehen kann. Angetrieben wird der Challenger 2 der britischen Armee von einem 1.200 PS Dieselmotor. Des Weiteren hat der Challenger 2 als einziger westlicher Panzer serienmäßig am Heck eine Vorrichtung zur Aufnahme von 2 x 200 Liter Fässern als Zusatztank … so wie man es von den russischen Panzern kennt.


    Großbritannien hat knapp 390 Challenger 2 im Bestand, davon ca. 200 im aktiven Dienst… wovon bekanntlich 14 an die Ukraine geliefert werden.

    Der einzige andere Nutzer des Challenger 2 ist der Oman mit 1 Bataillon = 38 Panzer. Diese Challenger 2 sind jedoch neben ein paar kleineren Wüstenmodifikationen mit einem 1.500 PS Dieselmotor von MTU ausgestattet, einer Variante desselben Dieselmotors wie im Leopard 2.

    Ein Bergepanzer ist das einzige Fahrzeug, was den Challenger 1 als Basis verwendet … Andere Varianten auf Basis des Challenger 1 oder 2 in Serie sind nicht bekannt.


    Erstaunlicher Weise gibt es, so wies aussieht, bei den britischen Challenger 2 seit der Auslieferungsversion keine weiteren Varianten und Modifikation … anders ausgedrückt, es wird unverändert noch immer der „Challenger A0“ verwendet! Gründe für Nachbesserungen und Modifikationen gibt es allerdings durchaus. Im Jahr 2006 gelang es einem Aufständischen die untere Wannenfrontpanzerung mit einer RPG-29 zu durchschlagen, da diese deutlich schwächer als die Turmfrontpanzerung ist und verstärkt werden müsste. Der Fahrer wurde hier schwer verletzt. Ein Jahr später durchschlug im Irak eine IED mit Hohlladungsprinzip den Wannenboden und auch hier wurde der Fahrer schwer verletzt… was nach einem zusätzlichen Minenschutz verlangt. Auch die Elektronik im Ganzen ist nicht wirklich „up to date“ und könnte ein Upgrade vertragen.


    Zu guter Letzt möchte ich noch auf die Lieferung an die Ukraine eingehen, denn sie ist nicht unproblematisch und unkritisch. Rein von der Kampfkraft her ist der Challenger 2 ohne Frage eine starke Hilfe … ABER … aufgrund der Einzigartigkeit der Kanone und der verwendeten Munition, wie auch der im Vergleich zu anderen Panzern weitestgehend „anderen“ Fahrzeugtechnik selber, dürfte der Unterhalt und die logistische Versorgung für die Ukraine eine große Herausforderung sein… denn niemand anderes als Großbritannien selber kann hier unterstützen und liefern.


    Ariete C-1 und AMV


    arietebtesq.jpg


    Quelle: Wikipedia


    In den 1980er Jahren erkannte man in Italien, dass der eigene Panzerbestand schwer anfing zu veralten. Neben dem Leopard 1 nutzte Italien zu dieser Zeit vor allem den amerikanischen M-60A1 und man hatte sogar noch ca. 170 vollkommen veraltete M-47 Patton im aktiven Dienst.

    Neben dem 8x8 Radpanzer Centauro in der Version B-1 mit einer 105mm Kanone …Klick mich! … entwickelte man daher den Ariete C-1.


    In Teilen ähnelt der Ariete etwas dem Leopard 2, aber dies soll angeblich oder tatsächlich nur Zufall sein. Der Ariete C-1 wiegt nur rund 54 Tonnen und ist daher leichter als die meisten anderen westlichen „Kollegen“, weswegen er auch nur einen 1.200 PS Dieselmotor hat. Gepanzert ist der Ariete mit einer Verbundpanzerung. Auch wenn es offiziell mal wieder nicht geschrieben wird, so ist auch hier zumindest das Geschützrohr klar die in Lizenz gefertigte 120mm Glattrohrkanone L/44 von Rheinmetall des Leopard 2. Die restliche Geschützeinrichtung (bis auf die Munition) und das Feuerleitsystem sind jedoch wohl eine Eigenentwicklung.


    Ursprünglich sollten 1.000 Ariete C-1 in 2 Losen (700 Stück und dann noch mal 300 Stück) angeschafft werden. Aufgrund des Ende des Kalten Krieges wurde dieses jedoch zusammengestrichen … erst wurde das 2. Lost storniert, dann das 1. Los auf 400 und letztlich auf noch 200 Fahrzeuge reduziert, die von 1995 bis 2001 an das italienische Heer ausgeliefert wurden. Rund 150 Panzer sind davon wohl nur noch vorhanden und davon sind noch 120 im aktiven Dienst, der Rest ist in der Panzertruppenschule oder ist in im Depot Lente eingelagert. Was mit den restlichen 50 der ursprünglich 200 Panzern passiert ist, konnte ich leider nicht herausfinden.


    Die nur noch geringe Gesamtstückzahl liegt auch daran, dass man in Italien in der Folge meistens nur auf den Centauro bei Einsätzen wie im Irak setzte.


    Seit 2021 werden 125 Ariete C-1 schrittweise erheblich modifiziert und heißen nun Ariete AMV. Neben zusätzlichem Minenschutz, einer Zusatzpanzerung und weiterer Verbesserungen mit angepassten Komponenten des Centauro II, wird nun auch ein 1.500 PS Dieselmotor von Cummings mit neuem Getriebe eingebaut. Dieses wurde auch notwendig, da das Gewicht des Panzers wegen der vielen Modifikationen auf 63 Tonnen angestiegen ist. Der Ariete wird ausschließlich von Italien selber verwendet. Über eine Nachfolgeentwicklung ist soweit nichts bekannt, aber Italien soll oder ist wohl bei diversen, derartigen europäischen Gemeinschaftsprojekten die noch pur in der Ideenphase sind, mit involviert.



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  • Kommen wir zum letzten, europäischen eigenständigen Kampfpanzertyp bevor wir in die Welt gehen …



    Leclerc


    leclerca6fqp.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Irgendwann ist bei jedem Panzer das Potential für Modifikationen ausgeschöpft und jede weitere Modernisierung bedeutet eine so umfangreiche Umkonstruktion, das eine Neuentwicklung aus technischer, militärischer und wirtschaftlicher Sicht sinnvoller ist … sofern die notwendige / angedachte Modernisierung überhaupt machbar ist. So geschehen bei den Franzosen und ihrem AMX-30 Panzer aus den 1960er Jahren.


    Eigentlich erkannte man dieses bereits in den 1970er Jahren und es gab zunächst den Ansatz einer gemeinsamen Entwicklung mit Deutschland. Aber neben dem üblichen „Hauen und Stechen“ wer welche Komponenten baut (Stichwort Rosinen picken), gab es auch einen Streit über mögliche Exportabsichten, wo französische Ideen vollkommen unvereinbar mit der deutschen Gesetzgebung waren. Wichtiger jedoch waren unvereinbare militärische Gründe hinsichtlich vollkommen unterschiedlicher Anforderungen, die das Projekt scheitern ließen.


    Frankreich begann daher 1982 mit einer Eigenentwicklung, die aber wegen finanzieller Engpässe erst 1985 wirklich begann und 1986 erhielt das Projekt den Namen „Leclerc“. Ursprünglich wurde von einer Stückzahl von 1.400 Fahrzeugen ausgegangen, aber diese wurde kräftig zusammengestrichen.

    Erst 10 Jahre später, also 1996 erfolgte die erste Lieferung des Leclerc. Die Auslieferung erfolgte in 3 Paketen, Serie genannt und der letzte Leclerc wurde 2005 an das französische Heer ausgeliefert. Bei den Serien 2 und 3 gab es zum Teil erhebliche Modifikationen gegenüber der vorherigen Serie, die nicht automatisch und generell bei der vorherigen Serie nachgeholt wurden. Insgesamt wurden 406 Panzer an das französische Heer ausgeliefert, von denen Stand 2022 noch 225 Fahrzeuge im aktiven Dienst waren. Einige Fahrzeuge wurden nachträglich zu Bergepanzern, Pionierpanzern und Brückenlegepanzern (mit Leguan System!) umgebaut. Der Rest scheint eingelagert zu sein, wobei es aber je nach Quelle irgendwie ein „Fehl“ gibt, sprich der Verbleib von ein oder zwei Dutzend Panzern ist irgendwie unklar.


    Der Leclerc hat wie alle modernen Kampfpanzer eine Verbundpanzerung, die Möglichkeit für die Anbringung von Reaktivpanzerung und eine unbekannte Anzahl an Panzern ist auch mit den bereits bei den anderen Panzern erklärtem passiven und aktiven Zusatzschutz versehen.

    Angetrieben wird der Leclerc von einen 1.500 PS Diesel. Der Leclerc ist im Ganzen etwas kompakter, flacher und kleiner ausgelegt als die anderen westlichen Panzer, ist aber nur etwas leichter (56 Tonnen).

    Bewaffnet ist der Leclerc mit einer 120mm Glattrohrkanone L/52 … also NICHT mit der Kanone von Rheinmetall! … aber sein Geschütz ist bei der Munition vollkommen kompatibel. Im Gegensatz zu seinen „NATO Kollegen“ hat der Leclerc keinen Ladeschützen und somit nur eine 3 Mann Besatzung. Stattdessen wurde ein Ladeautomat eingebaut.

    Der Leclerc wird stetig weiterentwickelt und modernisiert, vor allem, was die Elektronik, Feuerleiteinrichtungen, Zielvorrichtungen usw. angeht.


    Es gibt 2 weitere Nutzerstaaten des Leclerc … die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien.

    Die VAE erhielten insgesamt 388 Kampfpanzer + 46 Bergepanzer + 2 Fahrschulpanzer. 80 dieser VAE Panzer wurden an Jordanien verkauft.


    Auch in Frankreich macht man sich bereits durchaus ernsthafte Gedanken für einen Nachfolger. Wie bereits in den 1970 Jahren gibt es die Bestrebung eine Gemeinschaftsentwicklung mit Deutschland zu machen … und wieder gibt es dieselben Probleme wie damals. Mal von dem normalen „Hauen und Stechen“ wer was bauen soll abgesehen, gibt es klare Differenzen hinsichtlich möglicher, zukünftiger Auslandsexporte wie schon damals. Wichtiger und größtes Problem ist aber die Frage der Hauptbewaffnung. Deutschland favorisiert hier eine 130mm Kanone möglichst mit Ladeschützen, während Frankreich direkt eine 140mm Kanone mit Ladeautomat haben will.

    Diese Unterschiede scheinen für den Laien marginal zu sein, sprich jeder soll seine Wunschkanone einbauen und fertig … aber leider ist es nicht so einfach!

    Der Unterschied ist zusammengefasst so tiefgreifend, dass er letztlich unterschiedliche Türme und auch unterschiedliche Fahrzeuggewichte bedeuten … und damit sind wir wieder bei dem Dreieck Mobilität, Feuerkraft und Schutz angekommen. Ich persönlich glaube, dass dieses Vorhaben wegen der Unterschiede wie in den 1970er Jahren scheitern wird.

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  • Ob die Namensgeber des Leopard 2 A7/V wohl an die mögliche Verwechslungsgefahr gedacht haben?

    Oder ist das ein geschickt eingefädeltes Täuschungsmanöver?


    A7V – Wikipedia
    de.m.wikipedia.org

  • Thoto


    Nee, wohl eher keine "Verschwörung" oder "Täuschung" ;) ^^


    Die 1. Weltkrieg Kiste hat ja als einfallslosen Namen einfach den zuständigen Fachbereich im damaligen Kriegsministerium erhalten ... Abteilung 7 / Verkehrswesen.


    beim Leopard 2A7V ist es ... soweit ich weiß ... nur eine temporäre Zwischenbezeichnung. Sobald das im Zulauf befindliche, aktive Schutzsystem gegen anfliegende Geschosse und Lenkflugkörper am Leopard 2A7V montiert ist (es verzögerte sich bislang wie vieles bei der Bundeswehr), wird er Leopard 2A7A1 heißen ;)

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  • M1 Abrams


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    Bild zeigt einen M1A2 mit montiertem TUSK 1 Kit


    Quelle: Wikipedia


    Kommen wir nun zum mit gut 9.000 Fahrzeugen meist gebauten, aktuellen Kampfpanzer im Westen – dem M1 Abrams.

    Bevor es vielleicht Einwände geben sollte … Ja, vom Vorgänger M60 wurden mit gut 15.000 mehr gebaut, und auch wenn er noch von einigen wichtigeren Staaten verwendet wird, nichts und niemand an Militär in den USA (*) besitzt noch M60 Panzer und setzt sie ein. Deswegen zähle ich ihn hier nicht und gehe auch nicht weiter auf den M60 ein.



    (*) Einzige Ausnahme in der US Army sind sogenannte OPFOR Einheiten in Training Centern wo neben ein paar M60 ein Sammelsurium an weiteren eigenen und fremden Panzern zur Feinddarstellung für Übungsszenarien in Manövern dienen.


    Im Jahr 1963 vereinbarten die USA und die BRD, gemeinsam einen neuen Kampfpanzer als Nachfolger für den Leopard 1, M60 und M48 zu entwickeln … den Kampfpanzer 70 / Main Battle Tank 70. Dieses Projekt scheiterte aus diversen Gründen 1971 endgültig und wurde eingestellt. Die hierbei gewonnen Erkenntnisse bildeten aber letztlich die Grundlage für den Leopard 2 und den M1 Abrams.

    Der M1 Abrams hat eine lange und komplexe Entwicklungsgeschichte, auf die ich jetzt hier nicht wirklich eingehen kann … würde alleine dafür einen Monster-Beitrag geben. Wer hier Interesse für mehr Informationen dazu hat, der kann sich im Internet schlau machen, selbst Wikipedia bildet es gut ab.

    Erwähnenswert ist aber, dass es während der ganzen Entwicklung zu erheblichen Problemen und Schwierigkeiten kam. Begleitet wurde dieses mit einer Schlammschlacht in den US Medien und in der US Politik und das Programm stand mehr als nur einmal vor dem aus. Das, was wir zum Beispiel zuletzt mit unserem neuen Schützenpanzer Puma erlebten und erleben, ist dagegen nur Kindergarten!


    Im Jahr 1980 begann die Serienlieferung (zunächst mit 30 Fahrzeugen im Monat, später auf 60 Panzer / Monat erhöht) an die US Army und 1981 begann der Feldeinsatz in den US Panzereinheiten … auch ganz schnell bei den Einheiten in Deutschland. Weiterhin gab es Kinderkrankheiten, vor allem beim neuen Gasturbinenabtrieb (statt Dieselmotor) und der Kraftübertragung, die aber im Laufe der 1980er Jahre an sich abgestellt wurden. Die Kritik an dem Panzer in der US Politik und den US Medien ging bis dahin aber weiter.

    Der M1 Abrams wurde zunächst mit der 105mm Kanone mit gezogenem Lauf, wie sie bereits im M60 und im Leopard 1 verwendet wurde. Es gab hierfür 3 Gründe… zum einen waren es die Kosten, zum anderen Probleme mit der Beschaffung der 120mm Kanone von Rheinmetall (Anm.: Unwillen bei den USA schon wieder eine fremde Kanone zu verwenden (die 105mm war schon britischen Ursprungs, sowie zähe Lizenfertigungverhandlungen) und zu guter Letzt gab es im Pentagon Bedenken gegen die 120mm Kanone wegen einer einheitlichen Munitionslogistik. Allerdings wurde auch in gewisser Weise als Kompromiss bei der Entwicklung bereits alles für eine spätere Nachrüstung, technisch berücksichtigt.


    Erst im Jahr 1984 / 1985 war es dann so weit, dass eine kleine Serie von 14 Panzern versuchsweise mit der 120mm Glattrohrkanone von Rheinmetall ausgerüstet wurde. Diese Panzer wurden M1E1 Abrams genannt (E = Experimental). Die ausgiebigen und intensiven Truppenversuche zeigten die Überlegenheit der 120mm Kanone so eindeutig, dass jeder weitere Widerstand gegen die Einführung der neuen Kanone zusammenbrach.

    Der neue Abrams bekam die Bezeichnung M1A1 und das erste Fahrzeug wurde bereits im August 1985 ausgeliefert. Alle ab dann ausgelieferten Abrams waren nun M1A1, ältere Fahrzeuge mit der 105mm Kanone wurden schrittweise nachgerüstet. Neben der neuen Kanone und allen dafür notwendigen Umbauten, inklusive neuen Geräten für die Zielführung und Feuerleitung, bekam der M1A1 u.a. auch ein vernünftiges ABC Schutzsystem, was gleichzeitig als Klimaanlage und Heizung diente. Äußerlich wurde auch der Turm geändert, indem na an den Seiten einen weiteren Staukasten und am Turmheck einen großen Staukorb anbrachte. Weitere Modifikationen kamen danach immer wieder dazu, z.B. wurde im neuen Turmkorb ein Generator eingebaut, um das Fahrzeug vom Hauptantrieb unabhängig mit Strom zu versorgen.


    Die Schutzeinrichtung des Abrams ist umfangreich und wurde fortlaufen modernisiert. Zum einen wurde der Munitionsvorrat im Turmheck mit einem Panzerschott und Tür vom Kampfraum getrennt und die Munitionskammer selber bekam zusätzlich eine besondere Einrichtung. Sollte ein feindliches Geschoss das Turmheck durchdringen, erkennen das Drucksensoren und die Munition wird in Millisekunden durch 3 Luken auf dem Turmdach darüber rausgeschleudert.

    Geschützt wird der M1 Abrams mit einer Chobham Panzerung, die an der Wannenfron und an der Turmfront besonders stark ist. Im Jahr 1988 stellte die US Army die Forderung, dass diese Panzerung mit einer zusätzlichen Lage abgereicherten Urans zwischen 2 Stahlplatten verstärkt wird. Diese Fahrzeuge wurden M1A1 HA (Heavy Armor) genannt, bzw. von den rund 2.100 so verstärkten Fahrzeugen erhielten gut 800 Panzer eine noch mal stärkere Panzerung und wurden M1A1 HA+ bezeichnet.

    Eine reaktive Zusatzpanzerung war zunächst soweit nur als Entwicklung vorhanden und wurde erst im Laufe der 2000er Jahre serienmäßig auch für alle M1 Varianten verfügbar, wird aber nur im Kampfeinsatz bei Bedarf angebracht.



    DER (erste) große Kampfeinsatz des M1 Abrams war natürlich Operation Desert Shield und Desert Storm 1991. Hierfür fuhren die USA bekanntlich ein riesiges Truppenkontingent auf, Unter anderem verlegte das komplette V. US Army Corps mit 4 Divisionen und vielen weiteren, üblichen Unterstützungseinheiten wie Artillerie, Logistik und und und von Deutschland an den Persischen Golf.

    Diese Einheiten, wie auch andere die aus den USA verlegt wurden, hatten 1990 noch viele hundert M1 Abrams mit der 105mm Kanone im aktiven Dienst. Mit einer massiven Kraftanstrengung wurden viele dieser Panzer vor Ort in Saudi Arabien auf den M1A1 in den Werkstätten mittels „Kits“ umgebaut.

    Die US Marines waren zu diesem Zeitpunkt noch vollständig mit dem M60 Panzer ausgerüstet. Aufgrund der erwarteten Bedrohungslage durch die moderneren ex-sowjetischen Waffen wie den T-72 und anderes Gerät im Bestand des Irak, erhielten die Marines ein Bataillon M1A1 Panzer von der US Army („leihweise“). Später in den 1990er Jahren bekamen die Marines eine eigene, auf ihre Anforderungen wie z.B. Tiefwatfähigkeit für die amphibische Anlandung zugeschnittene M1A1 HC.


    Anmerkung:

    Ein guter Bekannter (und auch Modellbauer) von mir war zu dem Zeitpunkt Major der Reserve und Panzersoldat bei den Marines und wurde 1990 wieder eingezogen. Vor Ort in Saudi Arabien wurden er und weitere Marines für dieses Bataillon im Crashkurs am M1A1 ausgebildet. Er selber schoss im Krieg 2 irakische T-55 und weitere gepanzerte Fahrzeuge ab. Er bezeichnete das Ganze mit dem M1A1 Einsatz einmal kurz und knapp als „Wüsten Truthahn Schießen“ …



    Bekanntlich zeigte sich der M1 Abrams in diesem Krieg als so dermaßen überlegen, dass fast sämtliche Kritik an dem Fahrzeug verstummte. Natürlich gab es Unkenrufe von wegen das DER „Russen-Spitzen-Panzer der Zeit“ … der T-72 … ja nur von Irakern bedient wurde usw., aber das ist Quatsch! Selbst den Russen war das klar, weswegen man die neueste T-72 Version ja plötzlich in T-90 umbenannte ;)


    Im Jahr 1992 folgte der M1A2 und der letzte neue M1 Panzer wurde 1996 in den USA gebaut, weitere wurden danach noch in Ägypten in Lizenz gefertigt. Insgesamt wurden über 9.000 Panzer hergestellt, wovon im Jahr 2022 rund 6.000 im Bestand der USA waren (davon etwa 2.000 aktiv, der Rest eingelagert).

    Weitere Nutzer des M1 Abrams sind Ägypten (mit begrenzter Eigenfertigung), Saudi Arabien, Kuwait, Irak, Marokko, Australien, Polen (Vertrag im Dezember 2022 geschlossen) und zukünftig auch die Ukraine.


    Der M1 wird bis heute stetig weiter modernisiert. Beim M1A2 kam ein neues CITV (unabhängiges Wärmebildgerät für den Kommandanten) dazu, daneben wurde die komplette Bordelektronik und Gerätschaften überarbeitet und digitalisiert. Dem M1A2 folgte der M1A2 SEP, der noch mal eine Modernisierung der digitalisierten Elektronik und Geräte bekam, aber auch eine noch mal verbesserte Panzerung an der Turmfront und den Turmseiten.

    Während des Irakkrieges seit 2003 zeigte sich, dass man in der heutigen Kriegsführung nicht umher kommt, Panzer auch in bebautem Gebiet einsetzen zu müssen … mit der Erkenntnis, dass dieses auch neue Bedrohungen mit sich bringt. Seit 2007 werden daher M1 Panzer mit einer TUSK genannten Zusatzausstattung versehen (es gibt TUSK 1, 2 und 3). Diese Zusatzausrüstungsstufen sind sehr umfangreich und massiv ... und verändern auch das äußere Erscheinungsbild des Panzers erheblich. Wer hier mehr erfahren möchte, dem empfehle ich Wikipedia, die dieses hier im Detail recht gut darlegt wird.

    Schon seit Ende der 1980er Jahre kann jeder M1 Abrams am Bug mit Zusatzkits ausgerüstet werden, die 2 verschiedene Minenräumgeräte (Minenpflug oder Minenroller), wie auch ein einfaches Bulldozer Schild umfassen.


    Es gab diverse Ansätze, den M1 Abrams als Basis für weitere Gefechtsfahrzeuge zu verwenden, größtenteils nicht über eine Zeichnung oder einem Versuchsfahrzeug hinausgekommen. Tatsächlich sind nur 3 Varianten auch in Serie eingeführt worden:

    • Der M1 Panter II ist ein dem deutschen Keiler ähnlicher Minenräumpanzer. Zwar gibt es wie oben erwähnt auch die Zusatzkits für normale M1 Panzer, aber man sah in der US Army den Bedarf für einen spezialisierten Pionierpanzer ohne Turm. Der Panther II wurde erstmal im Kosovo Krieg bei den KFOR Verbänden eingesetzt.
    • Der M104 Wolverine ist ein Brückenlegepanzer bei dem auf Basis der M1 Wanne das deutsche Leguan System (Nachfolger des Biber) montiert ist. Die von der US Army ursprünglich angedachten 465 Fahrzeuge wurde wegen Etatkürzungen 2003 zusammengestrichen und es wurden nur 44 Fahrzeuge ausgeliefert. Die US Marines haben auch die Notwendigkeit eines Brückenlegepanzer, aber der Leguan ist für die amphibischen Transportschiffe und Landungsboote zu groß. Daher hat man eine Kleinserie von 6 Fahrzeugen beschafft, die das alte Brückenlegesystem des M48 / M60 verwendet (Joint Assault Bridge genannt).
    • Die Marines haben auch einen eigenen Pionierpanzer auf Basis des M1 entwickeln lassen – das ABV Assault Breacher Vehicle. Mit dem Panther II war man bei den Marines nicht zufrieden und man wollte mehr, unter anderem auch durch einen neuen Turm die Möglichkeit, 110 Meter lange Sprengschnüre für eine Minengasse zu verschießen. Das Fahrzeug wurde ab 2009 in Afghanistan und im Irak sehr erfolgreich eingesetzt. Die Marines haben hiervon 52 Fahrzeuge beschafft, die US Army hat sich mit einer Bestellung über 187 weitere Fahrzeuge angeschlossen.

    Der M1 Abrams verwendet bis heute die kürzere 120mm L/44 Kanone. Eine Nachrüstung auf die längere 120mm L/55 Kanone wie beim Leopard 2 ab A6 Version stand und steht bei den Amerikanern nie wirklich ernsthaft zur Diskussion. Stattdessen geht die Planung derzeit auf einen komplett neuen Abrams, dem Abrams X genannten Projekt hinaus. Dieser verfügt wie der russische T-14 über einen vollautomatischen, unbemannten Turm, bei dem die nur noch 3 Mann Besatzung wie beim T-14 nebeneinander vorne in der Wanne sitzt. Eine komplett eigene, neu entwickelte 120mm Kanone soll eingebaut werden … was etwas erstaunt, da alle anderen Entwicklungen auf größere 130 bis 140mm Kanonen gehen wollen. Ebenso wird anstelle wo jetzt noch die Luke des Kommandanten ist, ein ferngesteuerter, 360° schwenkbares „Türmchen“ mit einer 30mm Maschinenkanone als Sekundärbewaffnung verwendet.

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  • Merkava


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    Bild: Merkava IV mit THROPHY / WINDBREAKER System

    Quelle Wikipedia


    Die israelischen Streitkräfte haben eine der schlagkräftigsten Panzertruppen auf der Welt. Das liegt einerseits am verwendeten Gerät, aber vor allem auch am extrem hohen Ausbildungsstand der Soldaten.


    Ein immer wieder vorkommender Mythos besagt, dass sich Israel bis zur Entwicklung des Merkava seine Panzerfahrzeuge mühselig auf den Schrottplätzen und „Ausmusterung – Schlussverkäufen“ der Welt mehr oder weniger heimlich zusammenkaufen musste. Für die Anfangsjahre seit und mit der Gründung des Staates Israel 1949 mag das noch zutreffen … tatsächlich wurde zunächst ein Sammelsurium an diversen Panzern des 2. Weltkrieges verwendet (Cromwell, Hotchkiss H-35 und H-39, sowie M4 Sherman), aber für die Folgezeit danach definitiv nicht mehr. Egal ob Centurion, AMX-13, M48 oder M60 Panzer … diese Panzer waren bei den NATO Streitkräften zu dieser Zeit die aktuellen und aktiven Kampfpanzer im normalen Bestand. Auf irgendwelchen Schrottplätzen hat man sie bestimmt nicht gefunden 😉

    Israel ist jedoch bei diesen Panzern und auch allgemein sehr innovativ, was Umbauten und Modifikationen entsprechend den eigenen Vorstellungen und Anforderungen angeht. Man denke hier z.B. an die sogenannten „Super Sherman“ oder auch an die Tatsache, dass die Israelis die ersten waren, welche bei ihren M48 Panzern die 90mm Kanone durch die 105mm Kanone des M60 ersetzten … Deutschland folgte dem Beispiel später und auch die letzte Serienversion – der M48A5 – der USA und anderer hatte ebenfalls dann die 105mm Kanone. Auch war Israel der erste westliche Staat, der eine Reaktivpanzerung einführte.


    Die sehr heftigen und sogar existenzbedrohenden Panzerverluste während des Jom Kippur Krieges 1973 brachte dann ein Umdenken. Zum einen zeigte es sehr deutlich die Abhängigkeit von westlichen Nachlieferungen … die politisch problematisch waren (Stichwort arabische Gegenreaktion mit der Ölpreiskrise). Auch technisch zeigte sich, dass eine Gegenreaktion zu den von den arabischen Staaten eingesetzten, sowjetischen Panzerabwehr-Lenkflugkörpern mehr als notwendig war - zum X. Mal wurde der Panzer mal wieder an sich für obsolet erklärt … diesen Quatsch kennen wir ja auch von danach noch, z.B. mit dem Ende des kalten Krieges und er ist wie ein Virus nicht tot zu kriegen.

    In Israel entschied man sich daraufhin, mit der Entwicklung und dem Bau eines, komplett von Grund auf und ausschließlich auf die eigenen Bedürfnisse neuen und eigenen Panzers zu beginnen … der Merkava war geboren und 1979 begann die Serienlieferung mit dem Merkava I.


    Das Alleinstellungsmerkmal des Merkava ist, dass er als einziger Kampfpanzer den Motorraum vorne rechts neben dem Fahrer und den Antriebsstrang davor hat. Dieses Konstruktionsmerkmal kennt man eigentlich nur von Schützenpanzern, wo der Heckbereich für die mitgeführten Grenadiere vorbehalten ist, einschließlich einer Heckklappe zum Betreten und Verlassen des Fahrzeuges … und auch der Merkava hat so eine, etwas kleinere Heckklappe. Der Frontbereich des Merkava ist durch diese Anordnung, vergleichsweise gut geschützt. Konsequent wurde die gesamte Konstruktion auf die lokalen Bedürfnisse und Begebenheiten ausgelegt. So besitzt der Merkava beispielsweise keine Tiefwatfähigkeit, die Gleisketten sind ungepolstert, irgendwelche Einschränkungen wegen Bahntransport existieren nicht. Er ist ausgiebig mit Sand- und Staubfiltern ausgerüstet. Der wegen dem vorne liegenden Antrieb geräumige Heckbereich nimmt die Munition in feuerfesten Behältern auf (6 Granaten sind als direkte Bereitschaftsmunition im Turmheck) und es ist auch ei 60 Liter Wassertank für die vierköpfige Besatzung untergebracht. Neben den üblichen Luken kann die Besatzung das Fahrzeug auch durch die Heckklappe geschützt betreten und verlassen. Sie dient auch zur Beladung des Panzers mit Munition. Bei weniger Munition kann der Merkava auch 2 bis 4 zusätzliche Kommandosoldaten mitführen, die ähnlich wie Panzergrenadiere durch die Heckklappe ab- und aufsitzen können. Eine weitere kleine Besonderheit ist ein am Turmheck angebrachter Vorhang aus Metallkugeln, die an kurzen Ketten hängen. Sie dienen vor allem als Schutz gegen langsamer fliegende Panzerabwehrgeschosse bei dem hier vorhandenen Zwischenraum von Wannendach und Turm.


    Die Zweitbewaffnung des Merkava ist umfangreich und umfasst bis zu 5 Maschinengewehre Kaliber 7.62mm und / oder 12,7mm. Ebenfalls ist ein 60mm Mörser vorhanden, der aber erst ab dem Merkava II auch von innen geladen werden kann ... und die üblichen Nebelbecher.

    Merkava I und Merkava II sind mit der üblichen 105mm Kanone bewaffnet, wie man sie u.a. auch beim M-60 und Leopard 1 findet. Der Turm ist recht schmal gehalten und hat eine starke Neigung, was ihn flach gestaltet. Beide Panzer sind mit einer reinen Stahlpanzerung versehen, wodurch er den anderen modernen Panzern hinterher hing, da diese bereits eine Verbundpanzerung besaßen. Erst ab dem Merkava IID wurde zumindest der Turm und Wanne mit zusätzlichen Platten aus Verbundpanzerung versehen. Von Anfang an legt man beim Merkava Wert auf guten Minenschutz. Der Boden ist V förmig gestaltet, was den Explosionsdruck seitlich ableitet. Andere Schutzmaßnahmen wie aufgehängte Sitze waren von Anfang an Serienausstattung … Im Westen erst seit knapp 10 Jahren ein Thema!


    Wie alle Panzer durchlief und durchläuft der Merkava ständigen Modernisierungen. Der Merkava I hatte seine Feuertaufe im Libanonkrieg 1982, wo er es problemlos mit syrischen T-72 aufnahm. Die gemachten Kampferfahrungen flossen in den neuen, aber 1983 gelieferten Merkava II ein, der schrittweise weitere Modifikationen wie z.B. ein Wärmebildgerät oder die bereits erwähnte Verbundzusatzpanzerung erhielt. Kanone und auch der relativ schwache Motor verblieben, aber es wurde ein besseres Getriebe eingebaut.


    Ende 1989 folgte der Merkava III, der große Änderungen brachte. Zunächst einmal wurde die 105mm Kanone durch die 120mm Glattrohrkanone L/44 ersetzt. Dabei handelt es sich eindeutig und ohne jeden Zweifel um das Geschütz von Rheinmetall was von IMI in Lizenz gefertigt wird, auch wenn dieses in der Literatur interessanterweise so nicht gesagt wird.

    Wegen der größeren Kanone war ebenfalls eine neue Turmkonstruktion erforderlich, einhergehend mit einem neuen elektrischen statt hydraulischem Turmantrieb und der Merkava III ist von Grund auf mit einer Verbundpanzerung geheimer Zusammensetzung versehen. Ebenfalls wurde ein stärkerer 1.200 PS Motor eingebaut, auch weil der Panzer nun 63 Tonnen schwer wurde. Im weiteren Verlauf erfolgten weitere Modifikation der Elektronik (Digitalisierung), der Ziel- und Beobachtungseinrichtungen, noch in 3 weiteren Schritten verbesserte Panzerung, bessere ABC Schutzeinrichtung und Klimaanlage und neue Gleisketten.


    Eine Besonderheit ist die Ausrüstung mit einem sogenannten „Low Intensity Conflict“ System … einer netten Umschreibung für den Konflikt mit den Palästinensern in Gaza und im Westjordanland, wie auch der Hezbollah im Libanon. Hier wurde neben dem koaxialen 7,62mm MG ein weiteres, von innen bedientes, starres 12,7mm MG auf die Geschützblende der Kanone gesetzt. Ferner wurden die Optiken zusätzlich geschützt, 4 Kameras montiert (neben der Rückwärtsfahrtkamera), die Möglichkeit mittels der Nebelbecher Tränengas und andere nicht tödliche Munition zu verschießen und die Heckklappe erhielt eine Kugelblende. Zu guter Letzt wurde die M337 STUN Granate für die 120mm Kanone entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine nicht tödliche Blend und Knallgranate … die aber jeden im Wirkungsbereich aus den „Puschen haut“ und temporär kampfunfähig macht.


    Im Jahr 2003 folgte der Merkava IV. Hier wurden Turm und Wanne noch mal konstruktiv überarbeitet und mit noch besserer Verbundpanzerung versehen. Der Antrieb erfolgt nun über ein 1.500 PS Dieselmotor, bei dem es sich um eine Variante des Leopard Antriebes von MTU handelt. Die Bewaffnung blieb gleich, allerdings wurde ein neues Feuerleitsystem und auch das digitale Battle Management System (BMS) eingebaut. Des Weiteren wurde eine neue Gleiskette entwickelt und der Merkava IV ist serienmäßig mit den 4 Zusatzkameras für eine 360° Beobachtung ausgerüstet. Aufgrund der Erfahrungen im Libanonkonflikt 2006 wurden alle Merkava IV und später auch viele Merkava III mit einer passiven und aktiven Schutzeinrichtung ausgerüstet. Neben einem Laserwarner handelt es sich hierbei vor allem um das THROPHY / WINDBREAKER genannte System, das eine regelrechte Schutzblase gegen jede Art von anfliegendem feindlichem Geschoss und Flugkörper bildet und es noch vor dem Einschlag vernichtet. Zusätzlich ermittelt das System auch direkt den Standort des schießenden Feindes und ermöglicht so das direkte, gezielte Gegenfeuer.


    Dieses System hat großes Interesse im Westen ausgelöst und die US Army ist hier an einer Ausstattung der M1 Abrams Flotte interessiert. Angeblich gibt es auch bei der Bundeswehr entsprechendes Interesse, auch weil das bislang vorgesehen System für Puma und Leopard 2 sich weiterhin verzögert, noch nicht technisch 100% funktioniert (übliche Kinderkrankheiten) und das israelische Produkt auch preisgünstiger ist.


    Seit Dezember 2022 erfolgt die Auslieferung der neuesten Variante, dem Merkava V. Allzu viel ist hier noch nicht bekannt, was Änderungen angeht. Angeblich soll eine noch mal verbesserte Version von THROPHY / WINDBREAKER verwendet werden, die 4 Zusatzkameras nun voll umfänglich tag- und nachttauglich sein, die Digitalisierung und entsprechende Systeme noch mal verbessert worden sein und der Kommandant soll nun einen digital integrierten Helm mit Head Up Display haben (angeblich auch der Fahrer). Angeblich soll der Merkava V als Basis den Merkava III verwenden, sprich alle Merkava III sollen auf Stand Merkava V umgebaut werden.



    Israel ist der einzige Nutzer des Merkava und hat knapp 1.500 Fahrzeuge der Versionen III und IV, bzw. jetzt auch schrittweise statt Merkava III den Merkava V im Bestand. Etwa ein Drittel der Panzer ist im aktiven Dienst, der Rest ist als Reserve eingelagert.

    Wie bereits erwähnt, ist der Merkava zu speziell auf den Nahen Osten als Einsatzgebiet und die Bedürfnisse und Anforderungen Israels ausgelegt, als das es hier sinnvolle Exporte geben könnte.


    Es gab und gibt Bestrebungen den Merkava als Basis für weitere Fahrzeuge zu verwenden. Tatsächlich in Serie hat es nur die Schützenpanzer Version „Namer“ mit knapp 300 Fahrzeugen bislang geschafft. Beim „Namer“ (auf Deutsch „Leopard“ :D ) wurden als Basis ausgediente Merkava I und II Panzer verwendet. Der Turm wurde entfernt, das „Loch“ im Wannendach geschlossen und es wurde auf dem Wannendach eine von innen fernbedienbare Waffenstation montiert, die Wahlweise mit einem Browning 12,7mm MG oder einem Mk. 19 - 40mm Maschinengranatwerfer ausgerüstet werden kann. Er hat 3 Mann Besatzung und kann bis zu 8 Infanteristen aufnehmen.

    Des Weiteren wurde eine neue Panzerhaubitze auf Basis des Merkava entwickelt und es wurden auch 2 Prototypen gebaut. Letztlich entschied man sich aber vor allem aus Kostengründen auf eine Beibehaltung der M109 Panzerhaubitze, die mit US Hilfe auf A6 „Paladin“ Stand gebracht werden sollen.

    In Entwicklung befindet sich noch eine Bergepanzerversion, welche den M-88 Bergepanzer ablösen soll. Eine Entscheidung ist meines Wissens noch nicht getroffen, aber ich denke, dass auch dieses aus Kostengründen scheitern wird.

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  • Type 98 / 99 / 99A2 (China)


    type98china7ufka.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Das China eine riesige Streitmacht hat und im Kriegsfall nach Mobilisierung wohl die zahlenmäßig größte Streitmacht, ist jedem klar. Aber wenn es um Details geht was zum Beispiel die Ausrüstung angeht, dann wird das Blatt Papier schnell immer weißer …

    Offensichtlich ist, dass viel Militärgerät zu Land, Wasser und Luft, modifizierte / angepasste / umgebaute Sachen mit sowjetisch-/ russischem Ursprung sind. Der noch heute am meisten in China eingesetzte Panzer Type 59 ist zum Beispiel nichts anderes als eine so „chinesierte“ Variante des sowjetischen T-54/ T-55 Panzers.


    Bei den Type 98 / 99 und 99A2 verhält es sich einerseits ähnlich, aber auch wieder nicht.

    Die Wannenbasis scheint offensichtlich als Basis den T-72 zu verwenden, aber laut offiziellen Angaben sind die chinesischen Panzer hier rund 1 Meter länger. Die Wanne wurde auch an sich äußerlich klar überarbeitet wie man auf den Bildern oben sieht.


    Beim Type 98 hat der Turm irgendwie das Aussehen einer verkleinerten Variante des Turmes vom amerikanischen M1 Abrams. Wie man auf dem oberen Foto erkennen kann, wurde die Wanne des Type 98 anscheinend irgendwann auch noch mal geändert (siehe Bugfront Panzer vorne und Bugfront der Panzer dahinter) und ähnelte dann mehr der des Type 99 / 99A2.

    Offiziell wurde der Type 98 angeblich nie bei der Truppe eingeführt und diente als Versuchsmuster, was dann im Type 99 / Type 99A2 endete. Ich glaube das irgendwie nicht wirklich, denn nicht nur auf dem Foto oben sind viele Type 98 zu sehen, auch bei anderen im Netz verfügbaren Videos und Bildern war / ist bei Paraden mindestens ein ganzes Bataillon mit dem Type 98 ausgerüstet … etwas viel für einen reinen „Versuchsträger“ … selbst für China!


    Interessant ist auch, dass der Type 98 in China offiziell Type 99 heißt und der Type 99 hingegen Type 99A heißt ... etwas verwirrend ^^


    Der Type 99 hat hingegen ein anderes Turmdesign, was irgendwie etwas vom Leopard 2 ab A5 Version hat. Auch scheint die Wanne noch mal überarbeitet worden zu sein … und beim Type 99A2 sieht man, dass die untere Turmfront irgendwie senkrechter ist.


    Bewaffnet sind alle Modelle mit der „üblichen“ 125mm Glattrohrkanone wie beim T-72, aber die Kanone ist auch in der Lage lasergesteuerte Lenkflugkörper zu verschießen. Das Gewicht beträgt offiziell beim Type 98 insgesamt 49,5 Tonnen, beim Type 99 sind es 54 Tonnen (mit Reaktivpanzerung noch mal etwas schwerer). Angetrieben werden alle Modelle mit einem 1.500 PS Dieselmotor. Unklar ist, ob der Panzer über einen Ladeautomat oder einen Ladeschützen als 4. Besatzungsmitglied verfügt … ich vermute mal Ladeautomat. Die Panzerung ist offiziell eine Verbundpanzerung unbekannter stärke und Zusammensetzung. Natürlich ist wie nicht anders zu erwarten, vieles bei den Panzern unbekannt und geheim.


    Offiziell soll China über ca. 6.300 Kampfpanzer verfügen, etwa 6.000 sollen (natürlich fortlaufend modernisierte) Type 59 sein, etwa 300 sollen aktuell Type 98 / 99 / 99A2 sein. Irgendwie erscheinen mir die Zahlen etwas gering zu sein … daher vermute ich zahlenmäßig mehr, insbesondere vom Type 59 Panzer sind meiner Meinung nach mehr eingelagerter Weise in Depots vorhanden.


    Weitere Nutzerstatten vom Type 98 / 99 / 99A2 gibt es nicht und es sind auch keine Varianten wie zum Beispiel Bergepanzer oder dergleichen bekannt.

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  • Typ 10 und Typ 90 Panzer (Japan)


    typ10und90aqiyt.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Bei Japan sind aktuell gleich 2 Kampfpanzermodelle aktiv und noch auf unabsehbare Zeit aktuell. Daher werde ich an dieser Stelle beide Fahrzeuge vorstellen.

    Zahlenmäßig bildet ein dritter Kampfpanzer mit über 500 Fahrzeugen noch den größten Anteil – der Typ 74. Dieser ist noch mit der gezogenen 105mm Kanone wie beim M60 und Leopard 1 ausgestattet und ähnelt äußerlich etwas dem alten französischen AMX-30. Der Typ-74 wird jedoch schrittweise komplett ausgemustert und durch den typ 10 ersetzt … aber bei weitem nicht im 1:1 Verhältnis und deswegen gehe ich jetzt nicht auch auf den Panzer weiter ein. Auch Japans Panzertruppe schrumpft aus Kostengründen ;)



    Typ 90 Panzer

    Unverkennbar ist der Typ 90 Panzer ein „Bruder“ des Leopard 2A4 … oder will jemand die frappierende Ähnlichkeit bestreiten? :D


    Es gibt aber einiges an Unterschieden, auf die ich nun eingehen werde.

    Die Entwicklung des Typ 90 begann bereits 1976 und 1982 / 1984 wurden die erste Prototypen vorgestellt. Nach mehr als ausgiebigen Tests begann die Serienfertigung 1989 und die ersten Fahrzeuge wurden 1990 an das japanische Heer ausgeliefert (daher auch Typ 90 = 1990).

    Die Hauptbewaffnung ist … wen wundert es? :D … die in Lizenz gefertigte 120mm L/44 Glattrohrkanone von Rheinmetall. Der erste große Unterschied ist aber nun, dass der Typ 90 nur 3 Mann Besatzung hat – der Ladeschütze ist durch einen Ladeautomaten ersetzt worden. Durch den Wegfall des Ladeschützen wurde der Richtschütze, der sonst vor dem Kommandanten rechts sitzt, auf die linke Turmseite verlegt, einschließlich der optischen Zielvorrichtungsbox.

    Die gesamte Sensorik, Bordelektronik, das Feuerleitsystem und dergleichen sind hoch modern und japanischen Ursprungs … nicht verwunderlich für ein High Tech Land wie Japan. Der Kommandant verfügt über ein unabhängiges Wärmebildgerät wie es ab dem Leopard 2A5 verwendet wird. Etwas erstaunlich ist aber, dass mittig am Turmheck ein Querwindsensor vorhanden ist (der Stab auf dem Bild oben) … diesen hatten „so“ nur die ersten Versionen des Leopard 2 und des M1 Abrams.

    Angetrieben wird der Typ 90 von einem 1.500 PS Dieselmotor von Mitsubishi. Wie man auf dem Bild oben erkennen kann, sind die Kühlergrille am Wannendach über dem Motor anders als beim Leopard 2 … und auch sonst sind da ein paar kleine Details anders. Die Kommandantenluke hat ein anderes Design und neben dem koaxialen 7,62mm MG neben der Kanone, besitzt der Typ 90 ein mittig auf dem Turmdach angebrachtes 12,7mm MG.

    Gepanzert ist der Typ 90 mit einer Verbundpanzerung geheimer Zusammensetzung und Dicke. Es gab / gibt angeblich den Plan, das der Turm an das veränderte Turmdesign wie beim Leopard 2A5 modernisiert werden soll… scheint aber verworfen worden zu sein.

    Insgesamt hat Japan 341 Typ-90 Kampfpanzer im Bestand. Auf Basis des Typ 90 wurde auch ein Bergepanzer und ein Brückenlegepanzer entwickelt und eingeführt ... letzterer ähnelt stark dem Biber / Leguan System.



    Typ 10 Panzer

    Die Entwicklungsarbeiten des Typ 10 begannen 1998, im Jahr 2008 wurde der erste Prototyp vorgestellt und seit 2010 erfolgt die Serienfertigung.


    Der Typ 10 hat im Gegensatz zu seinen „Kollegen“ einen anderen Ansatz, da er mehr auf die sogenannte asymmetrische Kriegsführung ausgelegt ist. Das zeigt sich vor allem darin, dass man mehr auf einen guten Rundumschutz statt auf eine besonders verstärkte Frontpanzerung hin konstruiert hat. Zusätzlich zu der neuen Verbundpanzerung, die u.a. aus Stahl, Keramik und CFK bestehen soll, hat der Typ 10 (wie man auf dem Bild oben sehen kann) eine modulare Rundumzusatzpanzerung. Die „Elektronik“ ist weitestgehend dieselbe wie beim Typ 90 Panzer, aber der Panzer wurde noch mal massiv hinsichtlich digitalem „Battle Management System“ aufgerüstet. Als Zusatzschutz hat er auch die passive Schutzeinrichtung, welche vor feindlichem Laser und Infrarotstrahlen warnt und Gegenmaßnahmen einleitet. Ob er auch ein aktives Schutzsystem hat, welches anfliegende feindliche Geschosse und Flugkörper vor dem Einschlag vernichten soll, ist nicht bekannt… aber anzunehmen. Die Hauptbewaffnung ist wieder eine 120mm L/44 Glattrohrkanone, bei der sich aber um eine in Japan entwickelte Verbesserung der Rheinmetallkanone handeln soll … die Munition ist aber vollkommen kompatibel. Wie der der Typ 90 hat auch der Typ 10 nur 3 Mann Besatzung und statt Ladeschützen einen Ladeautomaten. Dieser wurde auch noch mal verbessert und auf die modifizierte Kanone angepasst. Neben dem koaxialen 7,62mm MG hat der Typ 10 auf dem Turmdach ein ferngesteuertes 12,7mm MG.


    Ohne Zusatzpanzerung wiegt der Typ 10 nur 40 Tonnen, mit Zusatzpanzerung 44 Tonnen. Er ist insgesamt konstruktiv auf ein Maximalgewicht von 48 Tonnen ausgelegt, was noch „Luft“ für weitere Modifikationen gibt. Eine Vorgabe hinsichtlich dem Gewicht war, dass er auch mit zivilen, handelsüblichen Tiefladern transportiert werden kann, wie sie z.B. auch Baumaschinen transportieren. Der Antrieb ist ein 1.200 PS Dieselmotor.


    Mit Stand 2015 waren 70 Fahrzeuge an die Truppe geliefert worden, interessanterweise habe ich keiner meiner Quellen etwas über eine Stückzahl seitdem gefunden … man schweigt sich da seltsamerweise aus, aber eine Vermutung geht von rund 100 Fahrzeugen aus.


    Wie bereits gesagt, soll der Typ 10 den veralteten Typ 74 ablösen, bei gleichzeitiger (massiver) Verkleinerung der japanischen Panzertruppe von ca. 1.000 Panzern auf nur noch ca. 500 Panzer.


    Weder Typ 90 noch Typ 10 werden von einem anderen Land verwendet, was vor allem an den sehr regressiven japanischen Gesetzen zum Waffenexport liegt, die seit dem Ende des 2. Weltkriegs bestehen. Nicht vergessen … Offiziell ist es Japan verfassungsgemäß verboten, Streitkräfte zu besitzen, weswegen sie „Selbstverteidigungskräfte“ im offiziellen Sprachgebrauch heißen … nettes Wortspielchen um verfassungsgemäß zu bleiben! ;)

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  • K1 / K1A1 – Type 88 und K2 – Black Panther (Südkorea)


    k1undk2wufu2.jpg


    Quelle: Wikipedia


    Südkorea hat lange Zeit auf den M48 Panzer als Hauptkampfpanzer gesetzt, was auch an den „schwierigen“ geografischen Verhältnissen liegt. Auch heute noch sind rund 800 M48 Panzer im Bestand der südkoreanischen Panzertruppe (ca. 300 A3K mit 90mm Kanone und ca. 500 A5 mit der 105mm Kanone). Daneben hat Südkorea auch 35 russisch-/ sowjetische T-80U Panzer, die zusammen mit 70 BMP-3 Schützenpanzern in den 1990er Jahren als eine Art Schuldentilgung an Südkorea geliefert wurden. In wie weit diese im aktiven Dienst sind, ist unbekannt.

    Ende der 1970er Jahre wurde es aber allmählich dringender, den Bestand zu modernisieren…



    K1 / K1A1 – Type 88

    1980 begann Hyundai zusammen mit General Dynamics USA einen neuen Kampfpanzer zu entwickeln. Wie man oben auf dem Foto unschwer erkennen kann, stand hier eindeutig vor allem der amerikanische M1 Abrams Pate (der von General Dynamics entwickelt wurde) … sowie auch ein wenig Leopard 2. Die besonderen Geländeverhältnisse und auch die kleinere Statur koreanischer Soldaten flossen in die Entwicklung direkt mit ein, weswegen der Panzer mit 2,25m Gesamthöhe vergleichsweise niedrig ist. Damit die Hauptwaffe im sehr hügeligen Gelände auch ausreichend nach oben und unten gerichtet werden kann, hat der K1 ein hydropneumatisches Laufwerk, was den Richtwinkel zusätzlich vergrößert … übrigens ein Punkt der im Jom-Kippur Krieg 1973 auf den Golanhöhen von enormer Wichtigkeit war, denn die israelischen Centurion konnten sehr gut nach unten auf die syrischen Panzer schießen, aber diese konnten nicht weit genug nach oben richten um die Centurion zu bekämpfen.

    Wie der M1 Abrams wurde auch der K1 zunächst mit der gezogenen 105mm Kanone ausgestattet und dann später mit der 120mm L/44 Glattrohrkanone von Rheinmetall (Lizenzfertigung von Hyundai) teilweise nachgerüstet. Die Zweitbewaffnung besteht aus einem koaxialen 7,62mm MG und einem weiteren 12,7mm MG auf dem Turmdach. Die Elektronik, das Feuerleitsystem usw. entspricht weitestgehend dem amerikanischen M1A1.


    Anstelle der sehr durstigen Gasturbine entschied man sich für einen 1.200 PS Dieselmotor von MTU. Bei der Panzerung handelt es sich um eine Verbundpanzerung, angeblich eine Version der Chobham Panzerung.


    Die südkoreanische Armee verfügt über gut 1.000 K1 mit der 105mm Kanone und etwa 480 K1A1 mit der 120mm Kanone. Andere Nutzstaaten gibt es nicht … und es sind auch keine weiteren Varianten wie Bergepanzer bekannt (man nutzt hier den M88 Bergepanzer und den Brückenlegepanzer auf Basis des M-48).



    K2 – Black Panther

    1995 begann man in Südkorea zusammen mit einheimischen auch einigen ausländischen Firmen einen neuen Kampfpanzer zu entwickeln, der vor allem die M48 Panzer schrittweise ablösen soll.

    Im Jahr 2014 erfolgte die erste Lieferung von 100 Panzern an das südkoreanische Heer.


    Das Wannendesign scheint bis auf den Bugbereich weitestgehend dasselbe wie beim K1 zu sein, der Turm ist jedoch eine komplette Neuentwicklung. Der K2 hat eine 3 Mann Besatzung, der Ladeschütze wurde durch einen Ladeautomaten ersetzt, der eine Kooperation mit dem französischen Hersteller GIAT ist (der den Ladeautomaten des Leclerc entwickelt hat). Bei der Kanone gibt es eine gewisse Unklarheit …

    Ursprünglich wollte man eine neue, in Entwicklung befindliche 140mm Kanone von Rheinmetall verwenden, aber das zerschlug sich weil Rheinmetall die Entwicklung einstellte. Daher hatte man stattdessen eine 120mm L/55 Glattrohrkanone verwendet. Das riecht schwer nach der entsprechenden Rheinmetallkanone ab Leopard 2A6 und die Kanone sieht auch so aus, aber offiziell soll es eine koreanische Eigenentwicklung von Hyundai sein. Na ja … glaube ich irgendwie nicht ;)

    Die Zweitbewaffnung ist wie beim K1 neben den Nebelbechern wieder ein koaxiales 7,62mm MG und ein 12,7mm MG auf dem Turmdach.

    Über die Bordelektronik, das Feuerleitsystem usw. ist nicht viel bekannt. Der K2 soll auch in der Lage sein mit der Kanone Hubschrauber zu bekämpfen und soweit man weiß, ist alles digital, für das Battle Management System zumindest vorbereitet und er soll hier in derselben Liga spielen wie der M1A2 und der Leopard 2A6 / A7.

    Die Panzerung des K2 ist eine Verbundpanzerung und soll der des M1A2 Abrams entsprechen, vor allem an der Bugfront. Serienmäßig ist der Einsatz von Reaktivpanzerung an den Seiten und auf dem Turmdach vorgesehen. Des Weiteren verfügt der K2 über ein passives Schutzsystem was vor feindlichem Laser und Infrarotstrahlung warnt und automatisch eine Nebelgranate verschießt, was weder Laser noch Infrarot durchdringen kann … und der Panzer kann sich so in Sicherheit bringen.

    Ein aktives Schutzsystem gegen anfliegende Granaten und Flugkörper befindet sich noch in Entwicklung.


    Angetrieben wird der K2 von einem 1.500 PS Dieselmotor von MTU, einer Variante des Leopard 2 Motor. Zukünftig soll aber ein eigener 1.500 PS Dieselmotor Verwendung finden. Der K2 ist rund 10 Tonnen leichter als der M1 Abrams und der Leopard 2, was ihm eine größere Mobilität gibt. Ansonsten wurde auch der K2 bei allen Sachen wieder auf die koreanischen Verhältnisse zugeschnitten (Geländegeografie und kleinerer Größe der Soldaten).


    Geplant ist, dass 680 Panzer beschafft werden sollen, aus finanziellen Gründen wird dieses aber zurzeit sehr gestreckt, was die Lieferzeit angeht. Im Moment sind gut 200 Panzer im aktiven Dienst, bis Ende 2023 sollen es 250 Panzer sein.


    Neben Südkorea gibt es zurzeit 2 weitere Nutzstaaten…


    Im Jahr 2007 schlossen die Türkei und Südkorea einen Rahmenvertrag ab, bei dem eine den türkischen Verhältnissen und Anforderungen, geänderte Variante des K2 in der Türkei gefertigt wird. Dieser Panzer … Altay genannt … ist größer, schwerer und höher als K2 und hat auch eine Laufrolle mehr. Ein weiterer Unterschied ist, dass der Altay auf den Ladeautomaten verzichtet und einen Ladeschützen hat. Ansonsten entspricht der Altay aber nach meinen Quellen dem originalen K2. Der Altay hat interessanterweise offiziell die von MKEK in der Türkei in Lizenz gefertigte 120mm L/55 Glattrohrkanone von Rheinmetall … der Black Panther wie oben dargelegt offiziell angeblich nicht, auch wenn das Kanonenrohr identisch aussieht.

    Im Jahr 2022 hatte die Türkei offiziell einen Bestand von 50 Altay Panzern. Interessanterweise gibt es am Altay Panzer diverses Interesse bei einigen Golfstaaten.


    Im Juli 2022 schlossen Polen und Südkorea einen Vertrag über die Lieferung von 1.000 K2 Panzern ab, welche die T-72 / PT-91 Flotte ersetzen soll. Die erste Tranche sollen normale K2 Panzer sein, die von Südkorea geliefert werden, wovon bereits 10 Fahrzeuge im Dezember 2022 geliefert wurden. Ab 2026 sollen auf polnische Bedürfnisse angepasste K2PL in Polen in Lizenz gefertigt werden (Polen hat bereits seit dem Kalten Krieg eine eigene T-72 Fertigung).

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  • Mit den modernen Kampfpanzern bin ich jetzt soweit durch. Die wo vielleicht noch fehlen sind dann wirkliche „Kopien“ eines der dargelegten Kampfpanzerfahrzeuge. Natürlich werden auch noch weltweit Kampfpanzer der vorherigen Generationen eingesetzt, in der NATO sind das diesbezüglich z.B. Griechenland und die Türkei Mit dem Leopard 1 und M60 Panzer. Auch der weltweit am meisten gebaute und verbreitete Kampfpanzer – der T-54/ T-55 und seine chinesische Variante T-59 – ist noch bei vielen Staaten im Dienst. Heute kam in den „News Medien“ die Meldung, dass Russland angeblich für den Ukrainekrieg wieder T-55 reaktiviert und aus dem fernen Osten ran karren würde … wo auch immer die Panzer, welche von Russland vor rund 30 Jahren ausgemustert wurden, plötzlich herkommen.


    Ansonsten gibt es natürlich noch diverse Prototypen und Versuchsmuster, sowohl komplette Panzer, wie auch „Modifikationsversionen“ von aktiven Kampfpanzern. Diese sind jedoch nie in Serie gegangen, bzw. die Erprobungen dauern noch an und es ist keinerlei Entscheidung gefallen. Ich möchte hier trotzdem kurz 4 dieser aktuellen Projekte vorstellen…


    prototypenmochp.jpg


    Quellen: Wikipedia, General Dynamics und Welt



    Challenger 3

    Von den 4 Beispielen ist der Challenger 3 der Panzer, welcher an der Serienfertigung an nächsten dran ist. Die Produktion und Einführung ist für 2027 (andere Quellen sagen 2030) vorgesehen. Es ist keine komplette Neuentwicklung, da er als Basis die bisherige Challenger 2 Flotte verwendet.

    Neben einer komplett neu entwickelten, modularen und fest angebrachten Zusatzpanzerung, ist die hauptsächliche Neuerung ein komplett neu überarbeiteter Turm und die Verwendung der 120mm L/55 Kanone von Rheinmetall wie sie ab Leopard 2A6 verwendet wird.

    Die Briten haben letztlich gelernt, dass ihre gezogene 120mm Kanone keine so gute Idee war, da nichts und niemand anderes dieses Waffe verwendet = Kein NATO Standard und problematische(re) Logistik.



    M1 Abrams X

    Wie man schon auf dem Foto oben erkennen kann, wurde hier der bisherige M1A2 massiv überarbeitet. Offensichtlich ist neben einigen „Designänderungen“ wie z.B. beim Heck, vor allem der Turm komplett neu. Die Hauptwaffe ist weiterhin eine 120mm Kanone, aber laut offiziellen Infos eine rein amerikanische Eigenentwicklung und soll von der Munition her mit der L/55 Kanone von Rheinmetall kompatibel sein. Die Besatzung beträgt nur noch 3 Mann, nicht nur der Ladeschütze wurde durch einen Ladeautomaten ersetzt, der gesamte Turm ist automatisiert. Die 3 Mann Besatzung ist komplett nebeneinander sitzend, vorne in der Wanne untergebracht. Das Vorführfahrzeug hier hat auf dem Turm zusätzlich eine ferngesteuerte Waffenstation mit einer 30mm Maschinenkanone als sekundäre Waffe (neben einem koaxialem MG neben der Kanone).



    Panther KF51

    Da Rheinmetall bei dem deutsch-französischem Projekt für einen Nachfolger von Leopard 2 und Leclerc nicht wirklich teilnehmen konnte, entschied man sich dafür, ein eigenes Kampfpanzerprojekt zu entwickeln – Den Panther KF51 – was 2022 der Öffentlich mit einem Prototyp vorgeführt wurde.


    Der Panther basiert auf der Wanne des Leopard 2A7 mit Antriebsstrang, Getriebe und Laufwerk … alles andere ist aber nach aktuellem Wissensstand neu.

    Die Hauptwaffe ist eine neu entwickelte 130mm L/52 Kanone – daneben ist eine weitere Neuerung, denn das koaxiale MG ist ein 12,7mm MG! Es besteht ebenso die Vorrichtung eine ferngesteuerte Waffenstation mit diversen Bewaffnungsmöglichkeiten am Turmheck zu montieren. Der Ladeschütze ist auch hier durch einen Ladeautomaten ersetzt. Die Unterbringung der Besatzung ist wohl noch nicht final entschieden, scheint aber auf eine 3 Mann Besatzung nebeneinander in der vorderen Wanne hinauszulaufen. Allerdings gibt es wohl auch die Überlegung, wegen der komplexen Elektronik und Computertechnik ein neues 4. Besatzungsmitglied aufzunehmen – ein Waffen- und Systemspezialist.

    Über die Panzerung ist nur soweit etwas bekannt, dass es sich um einen umfangreichen Schutz aus passiver Verbundpanzerung, Reaktivpanzerung und weiterem passiven- / aktiven Schutzsystemen handeln soll.



    Euro – MBT

    Das erwähnte deutsch-französische Projekt bewegt sich wegen diverser Differenzen nicht wirklich weiter, vor allem die Frage ob 130mm oder 140mm Kanone ist ein großer Streitpunkt.

    Viel außer einem Haufen Zeichnungen und Computermodellen ist nicht vorzuweisen … 2022 wurde nur ein recht einfallsloser Versuchsträger der Öffentlichkeit gezeigt:

    Man nehme das „Unterteil“ eines deutschen Leopard 2A7 und setze darauf den Turm eines französischen Leclerc – fertig ist der Euro-MBT! Na ja …

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  • Hallo Christian M. , darf ich mal eine kleine Zwischenfrage (die leider nicht direkt mit dem Thema zu tun hat) stellen?

    Wenn nicht, bitte löschen!


    Also: Wieso war der Panther "Panzer V" und der Tiger "Panzer VI"?

    Der Tiger war doch, soweit ich informiert bin VOR dem Panther an der Front?


    Also, falls es nicht paßt oder Du es nicht haben willst... Weg damit!

  • Eine berechtigte Frage ... und hier kommt nix "fott und wesch" Ulli! ;)


    Bei der Bezeichnung ging es darum, welcher Panzer zuerst einen Entwicklungsauftrag bekam und da lag der Panther etwas vor dem Tiger I ;)

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  • Das Konzept vom M1 Abrams X mit einer dicken Kanone unten und einer leichten oben erinnert mich etwas an den französischen Renault Char B1 aus dem 2. Weltkrieg.

    Alter Wein in neuen Schläuchen?

  • Das Konzept vom M1 Abrams X mit einer dicken Kanone unten und einer leichten oben erinnert mich etwas an den französischen Renault Char B1 aus dem 2. Weltkrieg.

    Alter Wein in neuen Schläuchen?

    Nicht ganz Thoto ... ^^

    Das mit einer von innen gesteuerten Waffenstation (mit unterschiedlichen Bewaffnungsoptionen) ist so eine generelle Erkenntnis, die vor "Pi mal Daumen" vor rund 15 Jahren aus schlechten Erfahrungen heraus gemacht wurde.

    Schon im ersten Weltkrieg, aber noch mehr und direkt 1939 deutscherseits in Polen machte man die Erfahrung, dass Panzer allgemein aus Ortschaften besser draußen bleiben. In den engen Straßen sind sie zu verwundbar gegenüber auch nur einfachsten Panzerabwehrwaffen von feindlicher Infanterie, die Mumm genug hat. Es fehlt hier den Panzern einfach das, was für sie wichtig ist - Beweglichkeit!

    Die langen Kanonen stoßen beim Drehen des Turmes leicht gegen Hindernisse wie Laternenpfähle usw., sie lassen sich auch nicht hoch genug richten um einem in den oberen Stockwerken sitzenden, näher befindlichen Feind zu beschießen. Auch wenn es spektakulär aussieht, wenn ein Panzer durch ein Haus rollt, so war das schon damals und ist es heute umso mehr eine ganz schlechte Idee und gibt richtig Ärger mit den Vorgesetzten!

    Warum? Nun ... die Trümmer landen auch auf dem Panzer, blockieren, beschädigen oder zerstören dabei die Ziel- und Beobachtungseinrichtungen und andere Anbauteile ... können den Turm und / oder die Kanone blockieren und wenn es richtig "gut" läuft, dann machen sie den Panzer bewegungsunfähig in dem sie Laufwerk und Kette blockieren, bzw. sogar die Kette abwerfen.


    Die asymmetrische Kriegsführung wie sie z.B. vor allem im Irak gegen die diversen aufständischen Gruppen Tagesgeschäft waren, machten den Einsatz von Panzern zur Unterstützung der Infanterie auch in bebauten Gebieten notwendig - ein heftiges Beispiel war die Schlacht um Falludscha.

    Um die (hier M1A1 und A2) Kampfpanzer dafür besser fit zu machen wurden die TUSK = Tank Urban Survival Kit Zusatzausrüstungen montiert ... und man kam auf die Idee, dass eine von innen bediente 360° und voll nach oben und unten schwenkbare Waffenstation notwendig ist.


    Beim Char B1 wie auch anderen ähnlich konstruierten Panzern wie dem amerikanischen M3 Lee / Grant war der Hintergrund ein anderer. Man ging hier zum einen von der idiotischen Unterteilung eines Infanterie- oder Kavelleriepanzers aus ... zum anderen war die Bewaffnung ebenfalls zweigeteilt: Leichte Kanonen mit hoher V0 gegen feindliche Panzer, schwere(re) Kanonen gegen softe(re) Ziele wie Infanterie.

    Wenn du dir die deutschen Panzer III und IV von 1940 ansiehst, dann ist auch hier genau diese Unterscheidung ... der Panzer III mit seiner 37mm Kanone (später kurze und noch später lange 5cm Kanone) gegen feindliche Panzer und der Panzer IV mit seiner kurzen 75mm Kanone gegen feindliche Stellungen usw. ;)

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