Bausatzvorstellung: Pegaso Models Praetorian Guard
Modell: Praetorian Guard, 1st c. A.C.
Hersteller: Pegaso Models
Modell-Nr.: AS-001
Maßstab: 200mm
Teile: 20
Anzahl der Spritzlinge: -
Schwierigkeitsgrad: Anspruchsvoll, die vielen Details verlangen etwas Erfahrung mit Figuren
Preis: um die 130 €
Herstellungsjahr: 2013
Verfügbarkeit: Schlecht, da herstellerseitig nicht mehr verfügbar.
Besonderheiten: Eine der wenigen Vollfiguren in dieser Größe.
Pegaso gehört seit vielen Jahren zur Spitzengruppe unter den Figurenherstellern. Modellierung und Guss sowie die historische Genauigkeit, hier setzen die Italiener Maßstäbe. Besonders schön sind die Figuren, die der russische Meister Viktor Konnov für Pegaso modelliert hat. So auch dieser Prätorianer, der wie die Artikelnummer schon erahnen lässt, den Auftakt zu einer "Statue Series" bilden sollte.
Wie bei Pegaso üblich, liegt ein kleines Faltblatt (englisch, deutsch, italienisch, französisch) mit Infos zum historischen Hintergrund und Tipps für die Farbgebung bei.
Der Helm vom attischen Typ mit seinen Verzierungen sowie das Gesicht sind wunderbar wiedergegeben. Es finden sich nur minimale Unsauberkeiten und ein kleiner Anguss auf der Rückseite, um die man sich kümmern muss.
Der Bogen mit dem Federschmuck dürfte ein Geduldsspiel beim bemalen werden, damit auch keine der Vertiefungen ohne Farbe bleibt. Modellierung und Guss sind jedenfalls ohne Fehl und Tadel.
Der bronzene Brustpanzer (lorica muscolata) besteht aus zwei Teilen und ist ebenfalls reich verziert. Konnov ist nicht umsonst für mich neben Laruccia DER Meister bei den Figurenmodelleuren.
Der Unterkörper:
Auf der Rückseite des linken Beins findet sich leichter Formenversatz. Das ist aber schon das größte, was die Figur an Unsauberkeiten vom Guss aufweist.
Besonders gefällt mir, dass der Mantel (paludamentum) so konstruiert ist, dass mit den weiteren Anbauteilen Nahtstellen verdeckt werden. Die Notwendigkeit zum verschließen von Spalten ist also deutlich reduziert durch klugen Aufbau der Figur.
Der Schild ist verzugsfrei gegossen, was bei der Größe absolut keine Selbstverständlichkeit ist. Die Bemalung hat freihand zu erfolgen, es ist nichts vorgeprägt. Was aber den Vorteil hat, dass man bei der Wahl der Vorlage frei ist und auch ein echtes Unikat bekommt.
Details wie die Adern auf dem Handrücken sind mal wieder typisch Viktor Konnov! Und der Armreif direkt an der Nahtstelle zum Arm erspart wieder Spachtelarbeit.
Kleinteile (sofern man bei einer Figur in der Größe davon sprechen kann ).
Allein die Verzierungen an der Schwertscheide sind eigentlich schon Kunst:
Last but not least liegt eine kleine, aber feine Base bei, die nicht zu sehr von der Figur ablenkt.
Ich werde sie aber voraussichtlich trotzdem nicht verwenden. Mir schwebt einer dieser kunstvoll gestalteten Marmorböden vor, wie man sie in einigen römischen Gebäuden fand. Bilder gibt es online, da könnte man sich ein Decal oder eine Folie drucken.
Und mein Fazit? Es gibt Figuren, die wegen ihrer Größe und Detailreichtum zu Legenden wurden, die man höchstens noch mit ganz viel Glück bekommt. Der 150 mm Taisho von Caldercraft ist z. B. so ein Fall. Der Praetorian Guard von Pegaso hat auf jeden Fall auch das Zeug dazu. Zumal sich die Herausgeber mittlerweile auf kleinere Figuren konzentrieren. Das von Hand modellieren einer solchen Riesenfigur ist eine richtig teure Angelegenheit und die Kosten für Formenbau und Guss sind auch nicht ohne. Muss man alles erstmal wieder reinholen. Bei dem steigenden Konkurrenzdruck durch 3D-Print und vor allem Raubkopien/Recasts aus Asien werden das die Herausgeber leider nicht mehr wagen.
Der Preis ist sicher stolz, aber aus meiner Sicht ist die Figur das Wert. Wie der Name der Serie schon sagt, ist es eher eine Statue als eine Figur. Und so wie Viktor Konnov sie modelliert hat, kann selbst ein durchschnittlich talentierter Figurenmaler am Ende ein echtes Schmuckstück mit einem Hauch von Kunst für das eigene Zuhause sein eigen nennen. Allein schon die Pose, die einen ziemlichen Stolz ausstrahlt, ist einfach große Klasse.
Bei der historischen Genauigkeit kann man natürlich immer wieder lebhaft diskutieren. Grundsätzlich hat das, was Konnov macht, auch in der Hinsicht Hand und Fuß, das ist auch hier der Fall. Es ist definitiv kein "Hollywood-Römer", bei dem es einem die Zehennägel aufrollt, wie man es leider bei anderen Herausgebern oft sieht.
Schlauerweise hat Pegaso die Figur recht allgemein als "Praetorian Guard" bezeichnet, was dem Figurenfreund Raum für Interpretationen gibt, mit was für einem Prätorianer wir es hier zu tun haben.
Mit dem Brustpanzer und der in Bauchhöhe geschlungenen Schärpe handelt es sich meiner Ansicht nach mindestens um einen Tribun, also einen Stabsoffizier. Dazu passt zwar nicht ganz der Schild (wobei ich denke, dass der eher aus künstlerisch-ästhetischer Sicht dabei ist, was ich auf jeden Fall befürworte!) und die Sandalen (caligae). Das Schuhwerk ab Tribun aufwärts sah anders aus, das waren schon eher "richtige" Schuhe, die über den Knöchel gingen. Auch der Gladius wäre hierfür nicht ganz passend. Aber ich denke das ist zu vernachlässigen.
Stattdessen kann man sich bei der Bemalung austoben, Möglichkeiten gib es einige. Z. B. auch ob es ein Tribun aus dem ritterlichen Adel oder ein höherrangiger aus dem senatorischen Adel (schmaler oder breiter Purpursaum) ist. Theoretisch denkbar wäre auch der Befehlshaber der Prätorianergarde, der Prätorianerpräfekt oder "praefectus praetorio". Aber ich würde eher dazu tendieren, ihn als Tribun einzuordnen. Bin mal gespannt, was Frank dazu meint.
Jedenfalls freue ich mich schon sehr auf Bau und Bemalung. Die Passgenauigkeit ist schon mal recht vielversprechend nach den ersten Trockenpassungen.