Für alle Freunde der kniffelichsten Kleinheiten!
Ich möchte hier einen Beitrag eröffnen, der sich mit dem besseren Sehen beschäftigt. Dass wir alle gut aussehen, ist ja keine Frage – trotzdem geht der Detaillierungswahn ja immer weiter in die Tiefe, damit stellt sich nicht nur eine Frage der Fingerfertigkeiten, sondern auch eine Frage des Sehens.
Die meisten werden die eine oder andere Vergrößerungshilfe benutzen, die älteren unter uns müssen das schon, weil sie sonst gar nicht nah genug heran kommen.
Da ich von Berufs wegen (Zahnarzt) mich mit diesem Thema schon näher beschäftigt habe, will ich hier ein paar meiner Erfahrungen zum Besten geben.
Beim Arbeiten in der Praxis verwende ich sehr gerne ein zweifach vergrößertes System von der Firma Zeiss. Die Vergrößerungsoptiken werden auf ein normales (stabiles) Brillengestell aufgeklebt. Ein solches System erlaubt sehr stressfreies Arbeiten.
Im Modellbau hat es aber zwei entscheidende Nachteile: erstens ist der Arbeitsabstand fest eingestellt, zwischen 28 und 45 cm werden in 5-10 cm Schritten angeboten. Man kann also nicht näher herangehen!
Zweitens ist ein solches System mit 500 € nicht unbedingt besonders billig. Der Vorteil beim Arbeiten ist, dass man neben den Optiken vorbeischauen kann und sich somit recht gut in seinem Umfeld orientieren kann. Mit einer solchen Brille kann man den ganzen Tag über arbeiten, ohne dass es besonders stresst. Es ist sozusagen die Edelarbeitsbrille für den Edelbastler, der ein edles Portmonee zur Verfügung hat.
Der nächste Steigerungsgrad ist ein 4,5 fach vergrößerndes System. Das haut schon ganz schön rein! Es sieht vor allen Dingen auch sehr beeindruckend aus, vor allem mit einer zentrisch angebrachten Beleuchtung macht es mächtig was her. Der Vorteil eines solchen Systems ist, dass man auch in Dinge hinein sehen kann, weil man die passende Beleuchtung dabei hat!
Es sprechen allerdings auch einige handfeste Nachteile gegen eine solche Anschaffung: da sei zunächst einmal der Preis genannt: ca. 1800 € sind für so ein Spielzeug fällig. Oh – da ist jemand gerade vom Stuhl gefallen. Augenblick bitte, wir warten bis er wieder sitzt.
So, jetzt kann es weitergehen – des weiteren ist so ein klobiges Ding auf der Nase natürlich recht schwer. Auch kann man nicht mehr so ohne Probleme daran vorbeischauen – die Orientierung am Arbeitsplatz und im Raum ist deutlich eingeschränkt. Deshalb denke ich, für unseren Bereich, kann man das nicht unbedingt empfehlen.
Eine sehr interessante Variante ist ein russisches Stereomikroskop, das ich vor einigen Jahren sehr günstig gekauft hab. Es müssen auf dem europäischen Markt tausende davon existieren!
Das sieht nicht nur aus wie ein umgebautes Fernrohr, tatsächlich stammen einige Bauteile aus der Fernrohrproduktion. Dieses Mikroskop hat eine Vergrößerung von 8,75 fach – damit kann man nur sehr eingeschränkt arbeiten – denn je höher die Vergrößerung führt, desto geringer ist die Tiefenschärfe! Außerdem durchmisst das Sehfeld nur ca. 2 cm. Da kann man sich leicht vorstellen, dass das Arbeiten darunter mit großen Mühen verbunden ist. Trotzdem liebe ich dieses Gerät sehr – weil man einige sehr spezielle Probleme darunter gerade noch lösen kann. Ich habe vor ungefähr 25 Jahren ca 40 DM bezahlt. Die Halterung habe ich vor einigen Jahren für 20 € im Internet geschossen. Das ist eine umgebaute Monitorhalterung.
Ebenfalls aus russischer Produktion und gelegentlich auf Flohmärkten oder bei eBay verfügbar ist ein großes Stereomikroskop mit einer verstellbaren Vergrößerung. Zwischen 0,6 und 50 -facher Vergrößerung kann man damit arbeiten. Teilweise wird das durch andere Okulare erreicht, teilweise durch das Drehen des Rades unterhalb des Prismengehäuses.
Das Arbeitsfeld ist auch stark eingeschränkt, je nach Vergrößerung bleiben nur noch wenige Millimeter übrig. Die Tiefenschärfe reduziert sich dann auch auf Bruchteile eines Millimeters.
So etwas ist für den Modellbau im Prinzip ungeeignet. Es ist aber ein ausgesprochen interessantes Spielzeug, um Tiere, Mineralien, Alltagsgegenstände oder um Elektronikkomponenten optisch zu beurteilen.
Für alle Menschen, die sich für den Mikrokosmos interessieren ist so ein Mikroskop aber eine fantastische Sache! Da kann man Stunden damit verbringen Insekten, Pflanzenteile oder was auch immer anzuschauen – es ist unglaublich, wie anders die Welt bei 16 oder 30 -facher Vergrößerung aussieht.
Dann gibt es natürlich auch noch aus China Lupenbrillen zu kaufen. Hier nur kurz ein Foto von der abgeschraubten Vergrößerungseinheit:
Den Rest verwendet mein Sohn jetzt als Fahrradbrille. Das ist der beste Nutzen, den das Gerät hat. Die 20 € die ich dafür ausgegeben habe waren schlicht und ergreifend rausgeschmissenes Geld. Die Qualität dieser Optiken ist so erbärmlich schlecht, dass man das Gefühl hat, damit deutlich schlechter zu sehen als ganz ohne Brille! Da kann ich nur sagen: lasst die Finger davon, kauft euch lieber ein paar schöne Comics und habt Spaß damit!
Obwohl mir all diese hübschen Dinge zur Verfügung stehen nehme ich beim basteln meistens eine ganz normale Lesebrille der Stärke +2. Ich habe auch noch eine mit +1,5 und eine mit +3. Aber mit der +2 komme ich am besten zurecht. Dazu muss man natürlich sagen: ich bin mit ca. -3 Dioptrien kurzsichtig – d.h. für normalsichtige wäre vermutlich eine Brille mit +4 oder +3,5 am besten geeignet. Am besten einfach mal im Supermarkt an den Ständer stellen und verschiedene Brillen ausprobieren. Etwas bessere Exemplare kosten zwischen 15 und 20 €, das sollte man schon ausgeben. Die Dinger, die man für 5-10 Euro bekommt sind meistens grottenschlechter Qualität und verzeichnen extrem.
Wer dann weiß, welches seine Lieblingsvergrößerung ist, der kann sich bei Fielmann oder Apollo für 40-60 € eine Lesebrille anfertigen lassen, die individuelle Sehfehler berücksichtigt. Das ist natürlich noch viel besser, und wenn man sie dauerhaft benutzt auch sicherlich nicht schlecht investiertes Geld. Zum Lesen ist die dann natürlich nicht – denn wenn ihr Details mithilfe einer solchen Brille bearbeiten wollt, dann habt ihr meistens einen Arbeitsabstand von 15-20 cm – das ist etwas zu nah dran fürs Lesen!
Ich hoffe dieser Überblick hilft euch ein wenig weiter. Für Fragen zu dem Thema stehe ich gerne zur Verfügung – schickt mir einfach eine PN!