Wie einige von Euch im Thread "Zeigt mal Euer Modelllager" mitbekommen haben, habe ich vor ein paar Tagen den ANYCUBIC Photon 3D Drucker zugelegt.
Um den anderen Thread nicht zuzuspammen, packe ich hier für alle meine ersten Erfahrungen rein.
Vorneweg, ich bin nicht ganz unbedarft, doch immer noch Laie im 3D Druck. 2013 hatte ich mir einen MakerBot Klon geholt, der für mich keine zufriedenstellenden Ergebnisse brachte.
Die Auflösung war viel zu grob, das Gerät zu unverlässig. War zwar schon mit Doppel Extruder, aber was nützt das, wenn ständig das Filament verklebt oder abreißt oder während eines
Drucks die Druckplatte nachjustiert werden muss. Hatte mehr als einmal verbrannte Pfoten.
Diese drei Testdrucke sind alles, was von damals übrig geblieben ist.
Für das weiße Filament war die Temperatur zu hoch, der graue Druck war extrem schief und insgesamt sieht man gut die grobe Oberfläche. Damit war für mich das Experiment beendet,
denn für Modellbau oder Figuren fand ich das nicht brauchbar. Ich hatte keine Lust, nach dem Druck eine Figur tagelang nachbearbeiten zu müssen.
Nun hab ich vor kurzem mitbekommen, dass nun im Segment unter 500,- Euro SLA/DLP Drucker verfügbar sind. Einer davon ist der ANYCUBIC Photon aus China.
Bei diesen Druckern wird flüssiges Harz (Resin) durch UV Licht erhärtet. Ähnlich zum Formlabs 2, der allerdings mit 4.000,- Euro zu Buche schlägt. Bei Amazon ist der Photon für 441,- Euro zu haben.
Es gibt ihn teilweise noch deutlich günstiger auf eBay, doch ist Vorsicht geboten. Denn unter Umständen kommt er dann direkt aus China, wandert durch den Zoll und die erste Flasche Resin, die mitgeliefert wird fehlt auch. Denn die darf nicht per Luftfracht geliefert werden. Außerdem gibt es wohl unterschiedliche Modelle. Die erste Serie hatte blaue transparente Fenster, die kein UV-Licht blockieren. Die neuere Auflage hat orange/gelbe Fenster die das UV-Licht blocken. So kommt es beim Druck nicht zu Fehlern, weil vielleicht das Sonnenlicht drauf scheint.
Der Drucker kommt nahezu vollständig zusammen gebaut. Nur der Knopf für den Deckel muss noch angeschraubt werden. Mitgeliefert werden alle benötigten Schrauben, drei Paar Einmalhandschuhe, eine Atemschutzmaske, ein Kunststoff Spachtel, eine Flasche Resin (250 ml) und ein USB Stick. Auch ein gut gemachtes Handbuch liegt bei. Allerdings nur auf englisch. Eine deutsche Version kann aber auf der Hersteller Seite als Pdf-Dokument herunter geladen werden.
Die benötigte Slicer Software findet sich auf dem USB Stick. Der Drucker kann nur vom USB Stick aus drucken. Ein direkter Anschluss an einen PC, egal ob Windows, Mac oder Linux ist nicht vorgesehen. Der Slicer benötigt zwingend .stl Dateien und erzeugt daraus .photon Dateien. Nur die kann der Drucker lesen.
Bevor nun der erste Druck starten kann, muss die Druckplatte eingelevelt werden. Das geht mit der entsprechenden Anleitung im Handbuch problemlos und hat auch auf Anhieb geklappt. Ein ständiges Nachjustieren wie bei Filament Druckern ist nicht nötig. Wenn man den Drucker nicht bewegt, muss das so gut wie nie neu gemacht werden. An der Unterseite sind vier justierbare Füsse. Damit habe ich ihn mit Hilfe einer Wasserwage justiert.
Bei einem SLA/DLP Drucker wird nicht von unten nach oben, sondern umgekehrt gedruckt.
Die Druckplatte fährt von oben in eine mit Resin gefüllte Wanne. Unterhalb dieser Wanne befindet sich ein LCD UV Display mit einer Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln. Und auch anders als bei Filament Druckern, wird hier nur die Z-Achse bewegt. Eine Bewegung der X- und Y-Achse findet nicht statt. Es wird immer eine Schicht komplett belichtet. D.h., egal ob ein Teil oder fünf gleiche Teile, der Druckvorgang ist immer gleich lang. Nachteil ist der etwas kleine Bauraum von 115mm x 65mm x 155mm. Große Teile können damit also nicht gedruckt werden. Hier sind die Filament Drucker klar im Vorteil.
Ein weiterer Nachteil ist die Sauerei, die nach einem Druck beseitigt werden muss. Hier am besten gleich jede Menge Isopropanol bereit legen. Das flüssige Resin haftet an der Druckplatte und muss nach dem Druck beseitigt werden. Das geht am besten mit Alkohol. Auch die Wanne muss gereinigt werden. Dazu muss nach dem Druck das übrig gebliebene Resin ausgegossen werden. Das muss nun aber nicht in den Müll, sondern kann gefiltert wieder zurück in die Originalflasche. Filtern muss sein, da bei Druck eventuell ausgehärtete kleine Stücke in der Wanne verbleiben. Die könnten den nächsten Druck ruinieren. Zehn Filtertüten liegen dem Drucker bei.
Noch ein Nachteil ist der penetrante Geruch, den das Resin erzeugt. Am Besten druckt man in einem gut belüfteten Raum, in dem man während des Drucks nicht anwesend ist. Oder man baut sich eine Absauganlage und stellt ihn dort rein.
Aber wenn man mit diesen Nachteilen leben kann, sind die Ergebnisse um so überzeugender. Wie jeder Drucker bringt auch der Photon ein Testobjekt mit. Die .photon Dateien müssen im Root des USB Sticks liegen. Ordner Strukuren kann er nicht. Über das integrierte Touch Panel werden einem alle .photon Dateien auf dem Stick bereits als Vorschau gezeigt. So kann man sich sicher sein, die richtige Datei ausgewählt zu haben.
Nach rund fünf Stunden ist das erste Testobjekt gedruckt. Es gab keine Fehler oder Abbrüche. Das Ergebnis überzeugt. Das ist kein Vergleich zu den weiter oben gezeigten Drucken des Filament Druckers.
Nach dem Druck müssen die Druckstücke mit Isopropanol abgewaschen werden um die Reste des flüssigen Resins zu entfernen. Außerdem sind sie noch nicht zu 100% ausgehärtet und sollten eine Weile in direktes Sonnenlicht oder eine halbe Stunde direkt unter eine UV-Lampe gelegt werden.
Nach diesem Testdruck juckt es natürlich weitere Druckstücke zu erstellen. Da ich mich in die CAD Materie aber erst einarbeite, kann man sich z.B. auf Thingiverse jede Menge druckfertiger Dateien herunter laden.
Gesagt, getan, habe ich mir eine kleine Nymphe herunter geladen und hier dann auch meinen ersten Fehler gemacht. Der Druck hat an und für sich einwandfrei funktioniert. Nur hätte ich an einer Stelle abstützen müssen. Das habe ich total übersehen.
Der Arm auf dem folgenden Bild benötigt keine Stützen. Das funktioniert wunderbar.
Der Fuss auf dem folgenden Bild hätte allerdings eine benötigt.
Nichtdestotrotz ist das Ergebnis insgesamt phänomenal. Die Figur ist fünf Zentimeter hoch.
Nun wollte ich das noch mal wieder holen. Hier seht Ihr die Figur mit dem Fuss im Slicer.
Der Slicer kommt hier allerdings an seine Grenzen. Es gelingt mir nur eine Stütze am großen Zeh anzubringen. An den anderen Zehen klappt das einfach nicht.
Auch der Auto Support, der die Stützen automatisch anbringt, ignoriert die vier anderen Zehen. Wahrscheinlich sind sie zu klein. Hier muss man also einen anderen Slicer bemühen oder gleich am 3D Objekt was passendes anbringen. Egal, das werde ich definitiv nachholen.
Also habe ich mir noch ein anderes kleines Objekt besorgt. Ein Schloss im Stile von Neuschwanstein, ebenfalls auf Thingiverse.
Dieser Druck hat rund vier Stunden gedauert. Die Detailtreue ist einfach genial. Gestützt werden musste nur der Fels unten, alles andere funtioniert problemlos.
Ich habe auch andere Erfahrungsberichte gelesen. Der Druck ist extrem genau, 100mm ergeben nachher 99,98mm. Der Tester meinte, das liegt in der Fehlertoleranz seiner Schieblehre. Andere lassen die fertigen Druckstücke seit Monaten in der Sonne liegen. Es findet keinerlei Schrumpfung statt.
Die 250 ml Flasche Resin ist nach diesen drei Drucken noch fast voll.
Mein Fazit für mich: Darauf habe ich gewartet. Die Ergebnisse lassen mich drüber hinweg sehen, das nach dem Drucken eine Reinigung ansteht. Mit ein wenig Vorsicht ist das in wenigen Minuten erledigt. Der Drucker selber zeigte keinerlei Ausfälle und hat alle drei Druckstücke anstandslos gedruckt. Der Preis ist unschlagbar. Die 500ml Flasche Resin kostet rund 38,- Euro im Moment. Es gibt aber auch günstigere Anbieter. Dann aber muss man sich darauf gefasst machen, den Drucker an das Resin anzupassen. Das mache ich im Moment noch nicht. Ich drucke jetzt nicht auf Teufel komm raus alles was mir in die Finger kommt.
Ich beschäftige mich nun weiter mit TinkerCAD von Autodesk. Das läuft im Browser, ist sehr leicht zu bedienen und hat tolle Möglichkeiten und viele Tutorials und ferige Elemente. Blender ist mir noch zu komplex. Davon berichte ich dann zu gegebener Zeit an anderer Stelle.
Vielleicht hat ja nun der ein oder andere auch Lust bekommen.
Ich wünsch Euch Allen einen schönen Sonntag.