Hallo Modellbaufreunde,
in diesem BB zeige ich Euch mal eine Reparatur durch ein wenig Elektronikbastelei.
Einige von Euch kennen ja noch den Bau des Motors vom Wettringer Forum.
Für alle Anderen, die den Bau nicht kennen, hier mal ein Foto des fertigen, aber teildefekten Modells.
Wer den BB nachlesen möchte, kann dies HIER tun.
Warum Teildefekt?
Nach der Fertigstellung und kurz vor dem Aufnehmen eines Films für YouTube hat sich das Antriebsritzel für die Verteilersteuerung verabschiedet.
Nockelwelle gebrochen!
Der Motor dreht zwar, aber die komplette Zündanlage ist damit ausgefallen.
Und ohne das Blitzen der Zündkerzen fehlt doch ein gehöriger und wichtiger Teil der Optik.
An eine Lösung, wie ich dieses blöde Ritzel wieder angeklebt bekomme, habe ich mich immer noch nicht herangetraut, da es ziemlich tief im Modell sitzt und man wirklich kaum herankommt.
Aber wie es nun mal so ist, kommt einem plötzlich bei einer anderen Baustelle eine durchführbare Idee.
Ausgehend von der Tatsache, dass wir Modellbauer viele Funktionen mit tarnen und täuschen in den Modellen verbauen, habe ich mir auch hier eine kleine optische Täuschung überlegt.
Wer achtet eigentlich darauf, ob die Zündkerze wirklich genau auf OT zündet?
KAUM JEMAND !!!!
Man sieht, dass der Motor dreht und die Zündkerzen fröhlich vor sich hin blinken.
Also werde ich diesen Umstand ausnutzen, um die Funktion zumindest optisch wieder in Gang zu bringen.
An der Stelle vielleicht noch der Hinweis, dass es sicher auch andere Lösungen ohne Relais gibt.
Es gab für mich jedoch eine wichtige Grundvoraussetzung.
Da in der Vitrine nur Batterien im Modell sind, soll im Ruhezustand kein auch noch so geringer Ruhestrom fließen!
Deshalb kam im Ruhezustand nur eine vollständige Abtrennung von der Versorgungsspannung in Frage.
Dazu habe ich mir aus meiner bisherigen Erfahrung mit der Mikrocontrollerprogrammierung folgende kleine Schaltung ausgedacht.
Hier zunächst das Schaltbild und danach eine ausführliche Erklärung für alle Leser, die im Lesen von Schaltungen noch nicht so sattelfest sind.
Ausgangslage:
Der Umbau soll ohne jegliche äußere Optikänderung des Modells durchgeführt werden.
Der Motor, der Taster zum Einschalten und der Umschalter an der Rückseite sind im Modell bereits vorhanden und werden wieder verwendet
Für Steuerung neu benötigte Teile:
Mikrocontroller ATMega8L (Low-Power-Typ)
Reedrelais Günther 3572 1220 053, 5V mit 2 Schliessern und eingebauter Freilaufdiode
8 LEDs 3mm rot Superbright
2x 1N4001
7,5 Ohm 0,5 W
120 Ohm 0,25W
2x 10 kOhm 0,25W
Anfallende Arbeiten:
Um im Zweifelsfalle auf den jetzigen Zustand zurückbauen zu können und die neue Verkabelung einzubauen, werden die Kerzenstecker, Zündkabel und Verteilerdeckel neu gebaut.
Zunächst muss die Stromversorgung von 3V auf 4,5V umgestellt werden.
Dies ist notwendig, um dem Mikrocontroller (µC) eine brauchbare Arbeitsspannung zur Verfügung zu stellen.
Die Umstellung wird einfach durch eine 3. Batterie in Reihe erreicht.
Selbst wenn die Batterien etwas schwächer werden und dadurch die Spannung etwas abfällt, stört das den µC wenig, da er einen Arbeitsbereich 2.7 - 5.5V hat.
Deshalb wird der L-Typ des ATMega8 benutzt.
Bei 3V Versorgungsspannung wäre ein Funktionsende viel schneller erreicht.
Die bisher benutzte Ausschaltverzögerungsschaltung wird ausgebaut.
Der µC übernimmt künftig die Steuerung des Motors sowie des 8-Kanal-Lauflichts in der entsprechenden Zündreihenfolge für die Ansteuerung der LEDs in den Zündkerzen.
Die Lauflichtgeschwindigkeit wird der Drehzahl des Motors angepasst.
Durch einen Schalter kann zwischen einer kurzen und einer langen Abschaltverzögerung gewählt werden.
Bauteilefunktionen:
Vom µC werden die folgenden Ein- und Ausgänge benutzt.
VCC = +
GND = -
EÜ = Eingang zur Überwachung, ob der Taster noch gedrückt ist
ND = Eingang zur Auswahl der Abschaltverzögerungsdauer
AH = Ausgang zum Halten des Reedrelais
A1 – A8 = 8 Kanäle für die Zündkerzen-LEDs
Die Diode 1 dient zur Entkoppelung des Haltepotentials vom Überwachungseingang, damit der Eingang nur auf das Potential vom Taster reagiert.
Die Diode 2 parallel zum Reedrelais wird nicht gebraucht, wenn das Reedrelais eine eingebaute Freilaufdiode hat. Sie dient sonst als Ausschaltschutz für die induktive Last am µC und ist nur zur Sicherheit eingezeichnet, wenn jemand die Schaltung nachbauen will.
R1 ist ein Vorwiderstand für den Motor, um die überschüssige Spannung zu verbraten.
Nun die Erklärung für den R2.
Normalerweise hat jede LED ihren eigenen Vorwiderstand, damit sie sich nicht gegenseitig beeinflussen, wenn mehrere LEDs gleichzeitig eingeschaltet werden.
Da in dieser Schaltung aber IMMER nur eine der LEDs kurzzeitig eingeschaltet ist und NIEMALS 2 gleichzeitig eingeschaltet werden, können ausnahmsweise alle LEDS über einen Vorwiderstand betrieben werden.
R3 zieht den Überwachungseingang auf einen definierten Zustand (hier gegen GND), wenn der Taster nicht betätigt ist. Sonst hängt der Eingang „in der Luft“ und hat einen undefinierten Zustand.
Das hätte zur Folge, dass Programmfunktionen nicht wie gewünscht ablaufen.
Der programmierbare Pullupwiderstand des µC kann aber nur gegen VCC geschaltet werden.
R4 zieht den Eingang für die Abschaltverzögerungsdauer auf einen definierten Zustand (hier gegen GND), wenn der Schalter nicht betätigt ist. Grund wie beim R3.
Beim ATMega8L habe ich zur Anpassung der Lauflichtgeschwindigkeit an die Drehgeschwindigkeit des Motors einen internen Takt von 1MHz (Fuse Bits) und eine Softwareeinstellung beim Wert $crystal von 8MHz eingestellt.
Nun kommen wir zur Funktion der Schaltung.
Ruhezustand:
Die Schaltung ist durch den offenen Taster und die beiden offenen Reedkontakte absolut stromlos.
Zur Erinnerung: Das war mir für den Batteriebetrieb extrem wichtig.
Taster wird gedrückt!
Als Erstes zieht das Reedrelais an.
Durch RS-1 bekommt der µC an VCC seine Versorgungsspannung und erwacht.
Durch RS-2 wird der Motor gestartet.
Im Programm des µC wird nun zunächst der Ausgang AH zum Reedrelais scharfgeschaltet.
Durch die Haltespannung sorgt das Relais für die weitere Stromversorgung des µC, wenn der Taster wieder losgelassen wird.
Nun wird das Lauflicht gestartet, welches die Zündkerzen steuert.
Am Eingang EÜ wird überwacht, ob der Taster noch gedrückt ist.
Aktiver Zustand: Motor dreht und Zündkerzen blitzen!
Taster wird losgelassen!
Die Stromversorgung für den µC bleibt durch RS-1 weiterhin angeschaltet.
Durch die Entkoppeldiode D1 wird verhindert, dass das Haltepotential vom Ausgang AH für das Reedrelais auf den Eingang EÜ gelangt.
Durch Wegfall der Spannung an EÜ wird durch die Eingangsüberwachung eine Zeitschleife angeworfen, die die Schaltung nach einer vorbestimmten Zeit wieder stromlos schaltet.
Die Dauer der Verzögerung wird durch die Stellung des Schalters bestimmt und am Eingang ND überwacht.
Schalter geschlossen bewirkt eine kurze Nachlaufzeit von 10 sek. für den „schnellen“ Betrachter.
Schalter offen bewirkt eine lange Nachlaufzeit von 30 Sek. für die genauere Betrachtung der Motorfunktionen.
Ist die Zeitschleife am Ende angelangt, wird der Ausgang AH zum Reedrelais stromlos geschaltet.
Das Reedrelais fällt ab und schaltet über seine Kontakte RS-2 den Motor und RS-1 den µC aus.
Durch das Ausschalten des µC verlischt auch sofort das Lauflicht für die Zündkerzen.
Die Schaltung ist jetzt wieder stromlos und kann durch Betätigen des Tasters erneut wieder aktiviert werden.
Den Programmcode für den Controller findet ihr im Post 253 vom Thread zum Mikrocontroller.
Soweit der theoretische Teil der Motorüberholung, wie er hier auch auf dem Steckbrett zu sehen ist.
Nun kommen wir zum praktischen Teil.
Da eine Anfrage zu Gebrauchtteilen kein Ergebnis brachte und auch Revell keinen Ersatz mehr auf Lager hatte, habe ich angefangen, die benötigten Teile Scratch zu bauen.
Los ging es mit Zündkerzen, Zündkabel und Verteilersteckern.
Das Zündkabel ist wieder ein zweckentfremdetes 2mm Mikrokabel.
Die Zündkerzenköpfe werden wieder mit 3mm LEDs dargestellt.
Die Kerzenstecker sind 5mm und 3mm Hohlrohrstücke, die ineinander geklebt wurden.
Dann wurden M3 Muttern aufgebohrt und über die unteren Teile geschoben.
Die Verteilerstecker sind ähnlich gebaut - 5mm Rohrscheiben über das 3mm Rohr geschoben.
8x Stecker für die Zündkabel und 1 etwas längerer Mittelstecker für die Verbindung zur Zündspule.
Das kurze Ende wird später in den neuen Verteilerdeckel geklebt.
Hier nun die einzelnen Teile zur Ansicht.
Weiter geht es jetzt mit dem neuen Verteilerdeckel.
Bis dann.